EGGE-WESER, 1981/02 (Band 1, Heft 2)
44-62

Das Körbecker Bruch und seine Flora

Elisabeth Heldt, Warburg

A. Lage, Umgrenzung und Name des gesamten Feuchtgebiets

Auf dem Meßtischblatt 4421-Borgentreich (Kartenskizze S. 45 unten) findet man in den Quadranten 2 und 4 zwischen Körbecke und Borgentreich die Bezeichnung "Körbecker Bruch"; nordöstlich davon, bei dem Gute Neu-Marienburg, sind zwei Teiche und nasse Wiesen eingezeichnet und am nordwestlichen Ortsrand das Alfenbruch. Diese drei Gebiete durchfließt der Vombach mit sehr geringem Gefälle (200 - 192 m) und verbindet sie zu einem zusammenhängenden Feuchtgebiet (=Bruch). Auf dem Meßtischblatt sucht man vergebens nach den Wiesen und Weiden links des Vombachs im Körbecker Anteil des Bruchs, die aber vorhanden sind.

Die Flur(=Gemarkungs)-Grenze verläuft wie eingezeichnet (s.Karten S. 47 und 49). Auch die Borgentreicher nennen ihren Anteil am Bruch offiziell "Körbecker Bruch", wie aus den Akten 18) zu ersehen ist.

B. Eingriffe des Menschen in dieses Feuchtgebiet in den letzten hundert Jahren; Anregung zu dieser Arbeit

Cl. Bremer 2) und J. Gocke 15) beschreiben das Körbecker Bruchgebiet vor 1879 als eine ca.345 Morgen große sumpfige Gemeindeweide für Kühe, Fohlen, Pferde und Gänse, die von Hirten dort gehütet wurden. "Nahrhaftes Futter lieferte die Weide gar nicht, so kamen die Kühe abends hungrig nach Hause. Sie blieben oft sogar in den Sümpfen stecken und mußten von Pferden wieder herausgezogen werden." Auch Ökonomierat Abel 1) spricht von einer "total versumpften, kaum zugänglichen" Gemeindeweide im Körbecker Bruch vor der Melioration 1879-82 und von einer "geradezu haarsträubenden Mißwirtschaft", da die chemische Untersuchung des Bodens zeige, welche Erträge man durch Drainage erreichen könne.

1879-82 wurde diese große, sumpfige Fläche durch Rohrdrainage, 1,20m tief, trockengelegt, planiert und zu guten ertragbringenden Äckern (ca. 260 Morgen) und Wiesen (ca. 80 Morgen) umgewandelt. Verpachtet, bildeten sie die Haupteinnahmequelle der Gemeinde und ermöglichten den Bau der neuen Körbecker Kirche um die Jahrhundertwende. "Es war ein bewunderungswürdiges Schauspiel, als man nach einigen Jahren die kolossalen Früchte und starken Gräsereien auf dem Bruche zu sehen bekam", schreibt J. Gocke 15).

Aber schon nach gut 20 Jahren funktionierte die Drainage an mehreren Stellen des Bruchs nicht mehr richtig, und die Ernteerträge gingen zurück. Cl. Bremer 2) erklärt das folgenderma-

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Die höher gesetzten Zahlen vor ) beziehen sich auf die Nummer im Quellenverzeichnis.


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Der Ausschnitt aus der Karte des Königreichs Westfalen von Le Coq (1807) zeigt den Reichtum der südlichen Warburger Börde an Brüchern. Maßstab 1:86 400



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ßen: "In den flachen Sumpf stellen mangelte es in dem nassen Anfangsjahr 1879 bei der Drainage an einer soliden Grabensohle," obwohl man die Rohre teilweise auf Lattenroste verlegt hatte. Von 1915 an stellten sich im Bruch größere Stauungen ein. Land und Wiesen verloren an Wert. So waren kostspielige Nachbesserungen notwendig. Das Rohrsystem mußte erneuert und das Gefälle des Vombachs verstärkt werden. Um das erforderliche Gefälle und die Drainwirkung herzustellen, ist 1950 eine 500 m lange Zementrohrleitung vom tieferliegenden Umlaufgraben des Vombachs bis in die Bruchfläche verlegt worden. Diese Rohrleitung durfte aber des Wasserrechts der Mühle wegen nur das überschüssige Wasser vom Bruch aufnehmen, was den Einbau eines Wehres notwendig machte. Neu-Drainagen erfolgten in den Jahren 1950/51,1952 und 1972 16). Dennoch blieben kleine Flächen so feucht, daß sich eine Nutzung nicht lohnte. Jagdpächter haben 1970 im nassesten Gebiet einen etwa 150 m2 großen flachen Teich ausgehoben.

Der Borgentreicher Anteil des "Körbecker Bruches", ebenfalls Gemeindeland, wurde erst im Jahre 1904 entwässert 18). Da es sich nur um 44 ha handelte, konnten die Arbeiten in wenigen Monaten durchgeführt werden und waren weit weniger kostspielig als die der Körbecker Drainage. Wie aus der Karte S. 49 zu ersehen ist, sind die Hauptdrains offene Gräben. Es wurden 4004 laufende m von 1,00 bis 1,55 m Tiefe und 0,50 m Sohlenbreite ausgehoben und die schrägen Böschungen mit Rasenstücken befestigt. Diese Gräben sind heute teilweise botanisch recht interessant. Natürlich wurden auch Tonröhren unterirdisch verlegt, mehr als 15 000 laufende m von 4 bis 15 cm Durchmesser. Damit sie nicht zuwuchsen, war der Anbau von Rüben auf dem drainierten Gebiet verboten. Nach der Planierung wurden die Wiesen mit einer Mischung von 12 verschiedenen Grasarten eingesät (siehe Liste), dazu kamen Schwedenklee, Rot- und Weißklee, Sumpf-Hornklee und Kümmel. Molinia caerulea steht auf der Angebotsliste der Lieferfirma, wurde aber nicht gesät. Vielleicht erklärt das das Fehlen (?) dieser Charakterart der Moorwiesen.

Auch nach der Borgentreicher Bruchdrainage scheint es Enttäuschungen gegeben zu haben, wie Klagen von Pächtern über nasse Ländereien und Wiesen in den Jahren 1906-1911 beweisen. Nachbesserungen waren notwendig. Wann aus dem drainierten Gebiet wieder Ried und Röhricht wurde (s. Karte S. 49 ) und wann der Busch angepflanzt ist, konnte ich nicht feststellen. In den 20-er Jahren fand sich dort wenig niedriges Strauchwerk.

Von dem Feuchtgebiet bei Neu-Marienburg berichtet Cl. Bremer 2), daß dort im Jahre 1816 in einer muldenförmigen Senke "auf den Engern" nahe an der Borgentreicher Gemarkungsgrenze von dem Körbecker Schullehrer Heeger ein Torflager entdeckt wurde. Dort hat man bis über die Mitte des Jahrhunderts Brenntorf gegraben, etwa 6-8 Fuß tief. "Die ausgegrabenen Torfgründe sind bei der Separation (Zusammenlegung der Felder) 1858 dem Gute Marienburg zugefallen und dienen gegenwärtig (1904) als Fischteiche." 2) Heute liegen sie in einem ca. 12 Morgen großen Ried- und Röhrichtgebiet, werden nicht wirtschaftlich genutzt und scheinen sowohl faunistisch wie botanisch recht interessant und schützenswert zu sein.


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Preußische "Gemeinde-Charten" 1 : 20 000.
Aufnahme Borgentreich 1832, Rösebeck-Körbecke-Daseburg 1831


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Anregungen zu dieser Arbeit gab es recht viele. Letzte Anstöße zur genauen Kartierung der Flora des Bruches gaben folgende Fakten: Das mannigfache zerstörende Eingreifen des Menschen in diese wertvolle naturnahe Landschaft in den allerletzten Jahren (s. Punkt G dieser Arbeit); das eingeleitete Flurbereinigungsverfahren für die Gemarkung Borgentreich, bei der das Bruchgebiet als geplantes Naturschutzgebiet ausgespart ist das Interesse des Amtes für Landespflege im Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Detmold und das Interesse des Regierungspräsidenten als höhere Landschaftsbehörde an Fachgutachten über das zu schützende Gebiet; die Sorge um die Erhaltung biologisch wertvoller Biotope im Rahmen des Naturkundlichen Vereins EGGE-WESER.

Mein Interesse an der Bruchflora geht bis in meine Kindheit zurück, als das in Körbecke nistende Storchenpaar noch "die Kinder aus dem Bruche holte", als man sich noch von Irrlichtern dort erzählte und der unheimliche Sumpfcharakter dennoch die Körbecker Schulkinder nicht davon abhalten konnte, die in großen Mengen dort blühenden Trollblumen zu pflücken. Auch Binsen holten wir aus dem Bruch, um Körbchen und Stühlchen zu flechten für unsere Puppen. 1961 nahm ich eine erste kleine Kartierung vor 7), aufmerksam geworden durch Nieschalks Arbeit 8). Schon damals schlug ich vor, ein ca. 2 ha großes Gebiet unter Naturschutz zu stellen, beeindruckt vom einmalig reichen Vorkommen der Trollblume und des Nordischen Labkrauts, die zu den seltensten Pflanzen Westfalens zählen. Ich ahnte nicht, daß 20 Jahre später dieser Wunschtraum in Erfüllung gehen könnte, und zwar eventuell in 50-facher Größe! Und zudem angeregt von den Behörden, nicht von den Naturschützern, was von einem dankenswerten Umdenken auf dem Gebiet des Landschaftsschutzes zeugt. Seit 1968/69 läuft die von der Universität Göttingen ausgehende Kartierung der Flora Mitteleuropas, bei der ich hier in der Heimat mitarbeitete. So ermöglicht diese längere Zeitspanne Rückblicke und Vergleiche.

C. Abgrenzung und Charakterisierung des Untersuchungsgebietes

Die Skizze nach dem Meßtischblatt (S.45) zeigt die Umgrenzung des von mir bearbeiteten Gebietes. Daraus ist zu ersehen, daß die sicherlich sehr interessanten Teiche und Feuchtwiesen bei Neu-Marienburg und das Alfenbruch bei Körbecke nicht einbezogen sind.

Zur Charakterisierung des umgrenzten Gebietes kann Folgendes ausgeführt werden: Es handelt sich um eine von fruchtbaren Äckern umgebene flache, baumlose Mulde, deren Oberfläche durch schwarze Moorerde gekennzeichnet ist. Nach einer Bodenuntersuchung im Jahre 1884 liegt unter dieser ca. 0,35-0,50 m dicken torfigen Humusschicht kalkreicher sandiger Ton, an einigen Stellen in 1-1,5 m Tiefe Wiesenkalk, der 96 % kohlensauren Kalk enthält. 1)

Im Norden befindet sich ein kleines Buschgebiet mit teils angepflanzten, teils durch Wind oder Tiere hergebrachten Sträuchern und Bäumen (Espen, Weiden, Pappeln, Vogelkirsche, Holunder, Schneeball), das an einigen Stellen fast Auwaldcharakter hat.


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Grafik in neuem Fenster nach links drehen!

Es ist umgeben von einem Röhricht und Seggenried. (Schilf, Glanzgras, Binsen, Seggen), das allerdings im letzten Jahr stark verändert wurde. Am Westrand sind durch Aushebung des Hauptgrabens große Erdwälle aufgeworfen, und am Südostrand konnte durch Entwässerung und weiteres Abpflügen der Wiesenkerbel als beherrschende Pflanze eindringen und Schilf und Binsen zum Teil verdrängen. Hier finden sich noch einige gute Standorte von Trollblume, Färberscharte, Nordischem Labkraut und von seltenen Seggen und Binsen. Auch das Breitblättrige Knabenkraut wächst dort in wenigen Exemplaren. Das von Nieschalk 1958 erwähnte Fleischrote Knabenkraut, die Gemeine Natternzunge und der Sumpf-Dreizack sind verschwunden.

Ein weiteres Röhricht und Seggenried befindet sich im Körbecker Gebiet im Südosten. Hier, im wohl nassesten Teil des Bruches, wurde 1970 von Jagdpächtern ein Teich ausgehoben, der schon eine interessante Uferflora aufweist, dessen Wasser aber durch Korneinschütten für Entenfütterung kaum Leben erlaubt. Schilf, Glanzgras und vor allem Binsen sind in diesem Gebiet besonders gut entwickelt, soweit sie nicht von den Jägern gestört wurden.

Um dieses Röhricht-Seggenried herum finden sich sehr feuchte Wiesen, die zwar gedüngt werden, aber dennoch auf weite Strecken von Kleinbinsen, Seggen, Simsen und Sumpf-Schachtelhalm beherrscht sind. Das häufigste Süßgras ist hier der Knick-Fuchsschwanz. Diese Wiesen stehen oft bis tief in den Frühling hinein unter Wasser, dann ist die erste Mahd schwer einzubringen. Hier findet sich auch ein etwa 20 m2 großer Bestand von der auf der Roten Liste stehenden Einspelzigen Sumpfsimse (Eleocharis uniglumis +). Charakterpflanzen wie Blutweiderich, Kohl-Kratzdistel und Trollblume kommen hier wegen der Bestellung der Wiesen nicht hoch.

Nordwestlich von diesem Naß-Wiesen- bezw. Teich-Gebiet, unmittelbar jenseits der Borgentreicher Gemarkungsgrenze, liegt die "Trollblumenwiese". Sie war im Jahre 1961 wirklich noch eine Wiese, ist dann später umgepflügt worden und blieb grobschollig liegen. So bietet sich heute noch der Untergrund dar. Doch haben die Charakterarten der Binsen-Pfeifengras-Wiesen bzw. der Kohl-Kratzdistel-Wiesen dieses "Unland" wieder erobert. Hier findet sich der Troll noch in Mengen (1980), begleitet von Sumpf-Dotterblume, Kuckucks-Lichtnelke, Mädesüß, Kohl-Kratzdistel, Blutweiderich, Nordischem Labkraut, Färber-Scharte, aber auch vom Scharfen Hahnenfuß. An den Grabenrändern muß die Trollblume schon tief herabsteigen, um noch an das Grundwasser zu kommen. Am Südost-Rand herrscht Röhricht-Ried-Charkter vor. Auch die Kohl-Kratzdistel-Gesellschaft spielt hier eine Rolle.

Die Gräben sind recht unterschiedlich einzustufen. Da ist zunächst einmal der Vombach mit zum Teil schnell fließendem Wasser und abgeschrägten, breiten, tief herunterführenden Ufern. Seine Flora ist im oberen Teil des Bruches fast ungestört. Im Bachbett wachsen Iris, Brunnenkresse, Quell-Merk, Wasser-Minze, Bachbunge. Die Ufer führen eine abwechslungsreiche, intakte Feuchtflora, in der Barbarakraut, Sumpf-Weidenröschen, Sumpf-Labkraut, Flügel-Hartheu, Sumpf-Hornklee, Wolfstrapp, Gilbweiderich, Blutweiderich, Sumpf-Vergißmeinnicht, Wasser-Knöterich,


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Pestwurz, und in ganz großen Mengen der ziemlich seltene Große Klappertopf farbgebend sind. Es fehlen natürlich auch nicht die Carex- und Juncus-Arten und die vielen aus der Liste zu entnehmenden feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Weiter unten macht sich im und am Vombach der Einfluß des Menschen stärker bemerkbar. Vor allem wird die Uferflora gestört durch Unmengen von Brennnesseln, Giersch, Beifuß, Gefleckter Taubnessel, Geruchloser Kamille, Zaunwicke, Acker-Kratzdistel, Gänsefuß, Krausem Ampfer und sogar von Gartenblumen, da vielfach Schutt abgeladen ist. Im Bachbett findet sich hier erfreulicherweise der sehr seltene Echte Blaue Wasser-Ehrenpreis.

Die Drainage-Gräben im Borgentreicher Teil sind floristisch recht verschieden. Einige wenige führen fließendes Wasser und ähneln damit dem Oberlauf des Vombachs. Häufig zeigt sich in ihnen ein auffällig grüner schöner Unterwasserteppich von Quell-Merk (Berle). Andere Gräben sind fast zugewachsen, und ihre Flora unterscheidet sich nur wenig von der der Umgebung. Am interessantesten sind die mit klarem, stehendes Wasser, zum Beispiel der westlichste. Dort finden sich unter anderem Rohrkolben, Teich-Schachtelhalm, Brennender Hahnenfuß, Quell-Merk, Bitteres Schaumkraut, Sumpf-Weidenröschen, Moor-Labkraut, Wasser-Schwaden, Kleinblütiger Hohlzahn, Gemeine Waldsimse (Scirpus sylvaticus), Brunnenkresse und viele andere Feuchtpflanzen. Die Gräben im Buschgebiet führen mehr oder weniger stehendes Wasser auf rostbraunem Untergrund, sind vollkommen beschattet und weisen keinen Pflanzenwuchs auf. Zu erwähnen bleiben Grabenränder in der Nähe der Trolliuswiese, die unter anderem Orchideenstandorte sind.

Den größten Teil des Untersuchungsgebiets nehmen Düngewiesen ein. Unter ihnen herrschen Glatthafer- und Fettwiesen vor, oft nicht scharf voneinander getrennt. Sie werden meist zweimal gemäht, gelegentlich mit Hilfe von Elektrozäunen auch nach der ersten Mahd zu Weiden umgewandelt. Auf ihnen findet man alle Charakterpflanzen dieser beiden Wiesentypen, in der Nähe der Trolliuswiese auch nicht selten das Breitblättrige Knabenkraut. Zu nennen bliebe eine Weide mit Dauerzaun, die meist nicht gemäht wird.

Für das Bruch atypische Biotope sind -einmal- eine fast an Halbtrockenrasen erinnernde Stelle am Rande des nordwestlichen Rieds mit Aufrechter Trespe, Fieder-Zwenke, Zittergras, Thymian, Gemeinem Hornklee, Frühlings-Segge, Hasenbrot, Dost und Dorniger Hauhechel. Sie könnte durch Aufschüttung des Geländes (Grabenaushub) und Tieferlegung des angrenzenden Drainagegrabens entstanden sein. Atypisch sind ferner einige Ruderalstellen an Wegen, am Vombachufer und auf einer Wiese/Weide nach Aufbringen von Bodenmaterial. Auch Wildäcker und ein im Jahre 1980 brachliegender Kartoffelacker am nördlichen Ried sind nicht charakteristisch für das Bruchgebiet. Doch wurde ihre Flora, ebenso wie die der angrenzenden Ackerränder und Feldwege, mitkartiert.

Es muß betont werden, daß selten ganz scharfe Abgrenzungen dieser Biotope gegeneinander möglich sind und nur wenige durch das Eingreifen des Menschen noch vollkommen ungestört erscheinen.


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D. Liste der Gefäßpflanzen des Körbecker Bruchs

Erläuterungen:
F      typische Feuchtpflanzen    U  Uferpflanzen
W      in Wasser wachsend         f  auch an feuchten Standarten
R      Pflanzen der Roten Liste Nordrhein-Westfalens
!      erwähnenswert, weil selten oder nur zerstreut vorkommend
       (nach Haeupler 5) und Runge 12) )
(N,N.) (hinter dem deutschen Pflanzennamen) Angabe stammt von N.N.,
        nicht von mir
+      (hinter dem lateinischen Artnamen) Kleinart
agg.   (hinter dem lateinischen Artnamen) Sammelart 

Zitiert wird nach EHRENDORFER 4) und HAEUPLER 5), bestimmt wurde nach Rothmaler 11) SCHMEIL-FITSCHEN 14) und OBERDORFER 9). Einige schwierige Bestimmungen, vor allem die der Binsen und Seggen, verdanke ich Herrn K. LEWEJOHANN, Göttingen. Klein- und Unterarten wurden soweit wie möglich berücksichtigt. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wurde aber nach bestem Wissen zusammengestellt und Herbst 1980 abgeschlossen.

  Lateinischer Name Deutscher Name im Bruch
  Achillea millefolium Gemeine Schafgarbe häufig
FU Achillea ptarmica Sumpf-Schafgarbe zerstreut
  Aegopodium podagraria Giersch häufig
  Agrimonia eupatoria Gewöhnlicher Odermennig zerstreut
F Agropyron repens + Gemeine Quecke zerstreut
FU Agrostis stolonifera Weißes Straußgras 1905 ausgesät zerstreut
  Agrostis tenuis (=vulgaris) Rot-Straußgras stellenweise
  Ajuga reptans Kriechender Günsel verbreitet
  Alchemilla vulgaris agg. Gemeiner Frauenmantel stellenweise
  Alliaria petiolata Knoblauchsrauke stellenweise-
F Alnus glutinosa Schwarz-Erle stellenweise
FU Alopecurus geniculatus Knick-Fuchsschwanz stellenweise
  Alopecurus myosuroides Acker-Fuchsschwanz verbreitet
F Alopecurus pratensis + Wiesen-Fuchsschwanz häufig
  Anagallis arvensis Acker-Gauchheil stellenweise
FU Angelica sylvestris Wald-Engelwurz, Brustwurz stellenweise viel
  Anthoxantum odoratum Gemeines Ruchgras 1905 ausgesät stellenweise
f Anthriscus-sylvestris Wiesen-Kerbel stellenweise viel
  Apera spica-venti Gemeiner Windhalm nur Feldweg
  Aphanes arvensis Gemeiner Ackerfrauenmantel nur Feld
f Arctium tomentosum Pilz-Klette vereinzelt
  Arenaria serpyllifolia agg. Quendel-Sandkraut stellenweise
  Arrhenaterum elatius Glatthafer 1905 ausgesät verbreitet
f Artemisia vulgaris Gemeiner Beifuß verbreitet
  Astragalus glycyphyllos Süße Bärenschote vereinzelt
  Atriplex patula Spreizende Melde häufig
  Avenochloa (=Avena) pubescens Flaumiger Wiesenhafer stellenweise
F! Barbarea intermedia (od. verna?) Mittleres Barbenkraut (oder Frühlings-B., Bestimmung nicht eindeutig) zerstreut
F Barbarea vulgaris ssp.arcuata Echtes Barbenkraut häufig
  Bellis perennis Gänseblümchen häufig
W Berula erecta (=Sium erectum) Aufrechte Berle (=Quell-Merk) stellenw. häufig
  Betula pendula (=verrucosa) Hänge-Birke einige gepflanzt
  Bilderdykia convolvulus Gemeiner Windenknöterich häufig
f Bilderdykia dumetorum Hecken-Windenknöterich stellenweise
FR Blysmus comressus Platthalm-Ouellried (Nieschalk 1958, Preywisch 1980) stellenweise

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  Brachypodium pinnatun Fieder-Zwenke stellenweise
  Briza media Gemeines Sittergras zerstreut
 ! Bromus inermis Unbegrannte (Wehrl.) Trespe stellenweise
  Bromus mollis (=hordeaceus ssp.) Weiche Trespe häufig
  Bromus sterilis Taube Trespe stellenw. häufig
FU Caltha palustris agg. Sumpf-Dotterblume stellenw.in Menge
F Calystegia sepium Zaun-Winde stellenweise
  Campanula rotundifolia agg. Rundblättrige Glockenblume stellenweise
  Capsella bursa-pastoris Gemeines Hirtentäschel verbreitet
FW Cardamine amara Bitteres Schaumkraut zerstreut
F Cardamine pratensis agg. Wiesen-Schaumkraut überall häufig
  Cardaria draba Pfeil-Kresse stellenweise
  Carduus nutans Nickende Distel stellenweise
W! Carex acutiformis Sumpf-Segge stellenweise
  Carex caryophyllea (=verna) Frühlings-Segge trockene Stelle
FR Carex diandra Draht-Segge (Nieschalk 1958)
-
FR Carex distans Entferntährige Segge Stelle im NW
F Carex disticha Zweizeilige Segge zerstreut
f Carex flacca (= glauca) Blaugrüne Segge häufig
FR Carex flava + Echte Gelb-Segge selten, im S
FR Carex lepidocarpa + Schuppenfruchtige Gelb-Segge selten, im S
F Carex hirta Behaarte Segge verbreitet
F Carex nigra agg. (darin C. fusca, Nieschalk 1953) Wiesen-Segge zerstreut
F Carex panicea Hirsen-Segge zerstreut
W Carex paniculata Rispen-Segge zerstreut
F Carex riparia (?, Lewejohann) Ufer-Segge zerstreut
W Carex rostrata (=inflata) Schnabel-Segge zerstreut
FR Carex otrubae + Falsche Fuchs-Segge zerstreut
  Carum carvi Wiesen-Kümmel 1905 ausgesät, verbreitet
f Centaurea jacea + Wiesen-Flockenblume häufig
  Cerastium arvense Acker-Hornkraut verbreitet
  Cerastium holosteoides + Gemeines Hornkraut häufig
F Chaerophyllum bulbosum Rüben-Kälberkropf stellenweise
  Chaerophyllum temulum Betäubender Kälberkropf stellenweise
  Chenopodium album Weißer Gänsefuß häufig
  Chenspodium hybridum Unechter Gänsefuß bei einem Rübensilo
  Cirsium arvense Acker-Kratzdistel stellenweise
FU Cirsium oleraceum Kohl-Kratzdistel sehr häufig
F Cirsium palustre Sumpf-Kratzdistel häufig
F! Colchicum autumnale Herbst-Zeitlose stellenweise
F! Conium maculatum Gefleckter Schierling stellenweise
R Consolida regalis Feld-Rittersporn 1979 auf einem Feld
  Convolvulus arvensis Acker-Winde verbreitet
  Crepis biennis Wiesen-Pippau verbreitet
F Crepis paludosa Sumpf-Pippau sehr viel
  Cynosurus cristatus Gemeines (=Weide-)Kammgras 1905 ausgesät, verbreitet
  Dactylis glomerata Knäuelgras 1905 ausgesät, sehr häufig
FR Dactylorhiza majalis (=Orchis latifolia) agg. Breitblättriges Knabenkraut vereinzelt
FR Dactylorhiza incarnata Steifblättriges (=Fleischrotes) Knabenkraut (Nieschalk 1958)
-
FR Dactylorhiza incarn. x majalis (Bastard aus beiden) vereinzelt

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  Daucus carota Wilde Möhre stellenweise
  Deschampsia caespitosa Rasen-Schmiele häufig
f Dipsacus sylvestris Wilde Karde an einer Stelle
F Eleocharis palustris agg. Gemeine (=Echte) Sumpfsimse häufig
FR Eleocharis uniglumis + Einspelzige Sumpfsimse an einer Stelle
  Epilobium (=Chamaenenon) angustifolium Stauden-Feuerkraut =Schmalblättriges Weidenröschen an einigen Stellen
FU Epilobium hirsutum Rauhhaariges Weidenröschen häufig
  Epilobium montanum + Berg-Weidenröschen zerstreut
F Epilobium palustre Sumpf-Weidenröschen häufig
FU Epilobium parviflorum Kleinblüt. (=Bach-)Weidenröschen zerstreut
FU Epilobium tetragonum Vierkantiges Weidenröschen zerstreut
FR Epipactis palustris Sumpf-Sitter, Weiße Sumpfwurz (Nieschalk -1958)
-
  Equisetum arvense Acker-Schachtelhalm stellenweise
W! Equisetum fluviatile (=limosum) Teich-Schachtelhalm eine Stelle
F Equisetum palustre Sumpf-Schachtelhalm, Duwock zerstreut
F! Eriophorum angustifolium Schmalblättriges Wollgras eine Stelle bis 1979
  Erophila vema agg. Frühlings-Hungerblümchen häufig
F Erysimum cheiranthoides Acker-Schotendotter stellenweise
WU Eupatorium cannabinum Gemein.Wasserdost, Kunigundenkraut an einer Stelle
  Euphorbia exigua Kleine Wolfsmilch stellenweise
  Euphorbia helioscopia Sonnenwend-Wolfsmilch stellenweise
  Euphorbia peplus agg. Garten-Wolfsmilch stellenweise
  Festuca pratensis (=elatior)+ Wiesen-Schwingel ausgesät 1905, häufig
FU Filipendula (=Spiraea ) ulmaria+ Echtes Madesüß, Große Spierst. in Mengen
F Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche (Lüttmann) eine Stelle
  Fumaria officinalis Gemeiner Erdrauch stellenweise
  Galeopsis bifida + Kleinblütiger Hohlzahn in Mengen
  Galeopsis tetrahit + Stechender Hohlzahn häufig
f Galium aparine agg, Kletten-Labkraut, Klebkraut in Mengen
FR Galium boreale Nordisches Labkraut in Mengen
  Galium alburn + Wiesen-(=Weißes) Labkraut häufig
WU Galium palustre + Sumpf-Labkraut häufig
F Galium uliginosum Moor-Labkraut zerstreut
  Galium verum agg. Echtes Labkraut zerstreut
F Geranium pratense Wiesen-Storchschnabel zerstreut
  Geranium pusillun Zwerg-Storchschnabel zerstreut
  Geranium robertianum Stinkender St., Ruprechtskraut häufig
  Geum urbanum Echte Nelkenwurz häufig
f Glechoma hederacea Gundermann, Gundelrebe häufig
W Glyceria fluitans agg. Flutender (=Manna-)Schwaden stellenweise
FU! Glyceria maxima Wasser-Schwaden häufig
F Gnaphalium uliginosum Sumpf-Ruhrkraut stellenweise
F Heracleum sphondylium agg. Gemeiner (=Wiesen-)Bärenklau häufig
F Holcus lanatus Wolliges Honiggras häufig
  Hordeum vulgare agg. Winter-Gerste am Teich, verwildert
  Hypericum hirsutum Rauhhaariges Hartheu stellenweise
f Hypericum maculatum + Kanten-Hartheu (Kleinart) stellenweise
F! Hypericum obtusiusculum (=dubium) + Kanten-Hartheu (Kleinart) stellenweise
  Hypericum perforatum Tüpfel-Hartheu häufig
FU Hypericum tetrapterum (=acutum) Flügel-Hartheu zerstreut
WU! Iris pseudacorus Wasser-Schwertlilie stellenweise.

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F Juncus acutiflorus Spitzblütige Binse stellenweise
F Juncus articulatus Glieder (=Glanz)-Binse stellenweise
F Juncus bufonius agg. Kröten-Binse häufig
F Juncus conglomeratus Knäuel-Binse verbreitet
FW Juncus effusus Flatter-Binse verbreitet
F Juncus inflexus (=glaucus) + Blaugrüne Binse stellenweise
FR Juncus subnodulosus (=obtusiflorus) Stumpfblättrige Binse stellenweise
  Lamium album Weiße Taubnessel häufig
  Lamium amplexicaule Stengelumfassende Taubnessel vereinzelt
F Lamiunm maculatum Gefleckte Taubnessel stellenweise
  Lamium purpureum Purpurrote Taubnessel stellenweise
  Lapsana communis Gemeiner Rainkohl stellenweise
F Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse verbreitet
  Lathyrus tuberosus Erdnuß-Platterbse stellenweise
W Lemna minor Kleine Wasserlinse im Teich viel
  Leucanthemum vulgare agg. Wiesen-Margarite häufig
  Linaria vulgaris agg. Frauenflachs stellenweise
f Linum catharticum + Wiesen-(=Purgier-)Lein in Mengen
  Lithospermum arvense Acker-Steinsame eine Stelle
  Lolium perenne Deutsches Weidelgras 1905 ausgesät, überall
  Lotus corniculatus agg. Gemeiner Hornklee verbreitet
F Lotus uliginosus Sumpf-Hornklee 1905 ausgesät, stellenweise viel
  Luzula campestris agg. Triften-Hainsimse,Hasenbrot stellenweise
F Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke verbreitet
FU Lycopus europaeus + Ufer-Wolfstrapp stellenweise
WU Lysimachia vulgaris Gemeiner Gilbweiderich stellenw., wenig
FU Lythrum salicaria Gemeiner Blutweiderich stellenweise viel
  Malva moschata Moschus-Malve eine Stelle
  Matricaria chamomilla Echte Kamille stellenweise
  Matricaria discoidea Strahlenlose Kamille stellenweise
  Medicago lupulina Hopfen-Luzerne, Hopfenklee stellenweise
WU Mentha aquatica var.aquatica Wasser-Minze verbreitet
WU Mentha aqu. var.ortmanniana(0piz) Wasser-Minze verbreitet
F Molinia caerulea agg. Pfeifengras, Besenried, Benthalm Haeupler 1969
  Myosotis arvensis + Acker-Vergißmeinnicht verbreitet
FW Myosotis palustris + Echtes Sumpf-Vergißmeinnicht verbreitet
FU Myosoton aquaticum Gemeiner Wasserdarm verbreitet
W ! Nasturtium officinale + Gemeine Brunnenkresse in einigen Gräben
W ! Nasturtium microphyllum + Braune (=Einreihige) Brunnenkresse in Mengen
  Ononis spinosa + Dornige Hauhechel an einer Stelle
FR Ophioglossum vulgatum Gem. Natternzunge (Nieschalk 1958) erloschen
  Origanum vulgare + Gemeiner Dost stellenweise
  Papaver rhoeas Klatsch-Mohn stellenweise
  Papaver dubium agg. Saat-Mohn an einer Stelle
  Pastinaca sativa Pastinak stellenweise
  Pastinaca sativa var.pratensis Pastinak stellenweise
FU Petasites hybridus (=officin.) Gemeine (-Rote) Pestwurz stellenw. in Mengen
  Phleum pratense agg. Wiesen-Lieschgras 1905 ausgesät, häufig
WU Phragmites communis (=australis) Gemeines Schilf stellenweise viel
  Picris hieracioides + Gemeines Bitterkraut stellenweise
  Pimpinella major + Große Bibernelle stellenweise
  Plantago lanceolata Spitz-Wegerich verbreitet
f Plantago major + Breit-Wegerich verbreitet
  Plantago media agg. Mittlerer (=Weide-)Wegerich (Haeupler 1968)
-

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F Poa annua agg. Einjähriges Rispengras verbreitet
  Poa pratensis agg. Wiesen-Rispengras 1905 ausgesät, verbreitet
F Poa trivialis agg. Gemeines Rispengras 1905 ausgesät, verbreitet
WF Polygonum amphibium f. terrestre Wasser (=Sumpf)-Knöterich stellenweise
  Polygonum aviculare agg. Vogel-Knöterich verbreitet
FU Polygonum lapathifolium s.l. Ampfer-Knöterich stellenweise
F Polygonum persicaria Floh-Knöterich stellenweise
f Populus tremula Zitter-Pappel, Espe im Busch viele
f Populus alba Silber-Pappel im Busch ein Strauch
  Populus canescens (=alba x trem.) Bastard wenige im Busch
F Potentilla anserina Gänse-Fingerkraut verbreitet
F Potentilla erecta (=tormentilla) Blutwurz, Tormentill meist häufig
f Potentilla reptans Kriechendes Fingerkraut verbreitet
  Prunella vulgaris Gemeine Braunelle verbreitet
  Prunus avium-(=Cerasus avium) Vogel-Kirsche, Süß-Kirsche nur im Busch
  Prunus spinosa + Schwarzdorn, Schlehe ein Strauch
  Ranunculus acris agg. Scharfer Hahnenfuß häufig
 R Ranunculus arvensis Acker-Hahnenfuß (Haeupler 1968)
-
  Ranunculus ficaria (=Ficaria verna) Scharbockskraut zerstreut
F Ranunculus flammula agg. Brennender Hahnenfuß nicht selten
F Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß verbreitet
FW! Ranunculus sceleratus Gift-Hahnenfuß vereinzelt
F Rhinantus minor Kleiner Klappertopf vereinzelt
F! Rhinantus serotinus ssp.paludosus Großer Klappertopf sehr viel
  Rosa canina + Hunds-Rose vereinzelt
  Rubus caesius Acker-Brombeere, Kratzbeere vereinzelt
  Rubus idaeus Himbeere in Mengen am Ried
f Rumex acetosa (=Acetosa pratensis) Wiesen-Ampfer, Gr. Sauerampfer verbreitet
F Rumex crispus Krauser Ampfer - - . zerstreut
FU Rorippa islandica (=palustris) Gemeine Sumpfkresse verbreitet
  ! Sagina apetala agg. Kronenloses Mastkraut an einer Stelle
F Salix alba Silber-Weide (Lüttmann 1979) vereinzelt
F Salix aurita Ohr-Weide etliche
  Salix caprea Sal-Weide viele Sträucher
F Salix fragilis Bruch-Weide (Lüttmann 1979) vereinzelt
F Salix viminalis Korb-Weide vereinzelt
f Sambucus nigra Schwarzer Holunder einige große Sträucher
 R Saxifraga granulata Körniger Steinbrech vereinzelt
F Schoenoplectus (=Scirpus) tabernaemontani Salz-Teichsimse an einer Stelle
F Scirpus sylvaticus Gem.Wald-Simse, Flecht-Simse stellenweise
F Scrophularia nodosa Knoten-Braunwurz häufig
FU Scrophularia umbrosa Geflügelte Braunwurz stellenweise
  Sedum telephium agg. Große Fetthenne nicht selten
FR Selinum carvifolia Kümmel-Silge (Nieschalk 1958)
?
  Senecio vulgaris Gemeines Greiskraut stellenweise
FR Serratula tinctoria + Färber-Scharte weit verbreitet, viel!
  Silene (=Melandrium) alba + Weiße Lichtnelke, W.Nachtnelke stellenweise
F Silene dioica(-Meland.rubrum) Rote Lichtnelke nicht selten
  Sinapis arvensis Acker-Senf stellenweise
f Sisymbrium officinale Wege-Rauke zerstreut
f Sonchus arvensis + Acker-Gänsedistel zerstreut
f Sonchus asper + Rauhe Gänsedistel zerstreut
  Sonchus oleraceus Kohl-Gänsedistel zerstreut
f Sorbus aucuparia + Eberesche, Vogelbeere ein Strauch

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Spergula arvensis Acker-Spergel eine Stelle
F Stachys palustris Sumpf-Ziest, Schweinsrübe nicht selten
F Stachys sylvatica Wald-Ziest nicht selten
  Stellaria graminea Gras-Sternmiere nicht selten
  Stellaria holostea Echte Sternmiere stellenweise
  Stellaria media agg. Vogel-Sternmiere überall in Mengen
F ! Succisa pratensis Gemeiner Teufelsabbiss 2 Exemplare
FU Symphytum officinale, auch var. purpureum Gemeiner Beinwell verbreitet
F Symphytum x uplandicum Futter-Beinwell, Comfrey nicht selten
f Tanacetum vulgare Rainfarn nicht selten
  Taraxacum officinale (=vulgare) Gemeine Kuhblume, "Löwenzahn" verbreitet, viel
  Thlaspi arvense Acker-Hellerkraut (=-Vermeinkraut) verbreitet
  Thymus pulegioides Gemeiner Thymian an einer Stelle
  Tragopogon pratensis agg. Wiesen-Bocksbart zerstreut
F Trifolium hybridum Schweden-Klee 1905 ausgesät, stellenweise
F Trifolium pratense Rot-Klee 1905 ausgesät, häufig
  Trifolium repens Weiß-Klee 1905 ausgesät, häufig
FR Triglochin palustre Sumpf-Dreizack (Nieschalk 1958) verschollen
  Tripleurospermum inodorum Geruchlose (Strand)kamille stellenweise
FR Trollius europaeus Trollblume an mehreren Stellen in Menge
  Tussilago farfara Huflattich zerstreut
WU! Typha latifolia Breitblättriger Rohrkolben eine Stelle
FU Typhoides (=Phalaris)arundinacea Rohr-Glanzgras stellenw. in Mengen
f Urtica dioica Große Brennessel stellenweise
FU Valeriana dioica agg. Kleiner (=Sumpf-)Baldrian nicht selten
F Valeriana officinalis + Gemeiner Baldrian häufig
 ! Valerianella locusta Gemeines Rapünzchen eine Stelle
W! Veronica anagallis-aquatica + Echter Blauer Wasser-Ehrenpreis beträchtliche Vork.
  Veronica arvensis Feld-Ehrenpreis stellenweise häufig
W Veronica beccabunga - Bach-Ehrenpreis, Bachbunge stellenweise häufig
  Veronica chamaedrys agg. Gamander-Ehrenpreis stellenweise viel
  Veronica hederifolia agg. Efeublättriger Ehrenpreis meist häufig
  Veronica persica Persischer Ehrenpreis häufig
F Viburnum opulus Gemeiner Schneeball 1 Strauch
f Vicia cracca agg. Vogelwicke sehr häufig
  Vicia hirsuta Rauhhaar-Wicke, Zitterlinse eine Stelle
  Vicia sativa Saat-Wicke, Sommerwicke stellenw. verwildert
  Vicia sepium Zaun-Wicke zerstreut
f Vicia tetrasperma agg. Viersamige Wicke stellenweise
  Viola arvensis + Feld-Stiefmütterchen häufig

E. Auswertung der Liste der Gefäßpflanzen

Nicht alle hier auf gelisteten Pflanzen sind typisch für Feuchtgebiete, da sich im Bruch an Störstellen auch Charakterarten anderer Biotope eingenistet haben und die angrenzenden Feldränder, wie oben erwähnt, mitkartiert wurden. Immerhin sind von den 284 hier genannten Pflanzen 129 auf Feuchtigkeit angewiesen, davon 46 sogar mehr oder weniger auf stehendes oder fließendes Wasser bzw. Ufer. Weitere 25 kommen unter anderen auch an feuchten Standorten vor.

Aus der linken Spalte "R" geht hervor, daß im Körbecker Bruch 20 Arten wachsen, die für Nordrhein-Westfalen auf der "Roten


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Liste" stehen, das heißt bedroht sind. Das sind 7,1 % der Gesamtflora. Sie sollen hier noch einmal übersichtlich zusammengestellt werden, um den Grad der Gefährdung allgemein und im Bruch im besonderen aufzuzeigen. Dabei bedeutet A.1.2 vom Aussterben bedroht, A.2 stark gefährdet, A.3 gefährdet und A.4 potentiell gefährdet.

Nr. Name Gefähr. Vorkommen im Bruch
1 Blysmus compressus A.2 sehr selten, im Ried
2 Carex diandra A.1.2 Nieschalk 1958; verschollen?
3 Carex distans A.2 an einer Stelle im NW
4 Carex flava + A.2 selten, im Südteil
5 Carex lepidocarpa A.2 sehr selten, im Südteil
6 Carex vulpina A.1.2 zerstreut, im Ried
7 Consolida regalis A.3 selten, ein Ackerrand
8 Dactylorhiza majalis A.3 zerstreut; Ried, Wiesen, Gräben
9 Dactylorhiza incarnata A.1.2 Nieschalk 1958, verschollen
10 Dact.maj. x incarnata A.2 sehr selten
11 Eleocharis uniglumis A.3 kl. Fläche: nasse Wiese im S
12 Epipactis palustris A.2 Nieschalk 1958; verschollen
13 Galium boreale A.4 ausgedehnte Bestände
14 Juncus subnodulosus A.1.2 selten; Gräben,Trolliuswiese
15 Ophioglossum vulgatum x) A.3 Nieschalk 1958; verschollen
16 Ranunculus arvensis A.3 Haeupler 1968; ?
17 Selinum carvifolia A.3 Nieschalk 1958; verschollen?
18 Serratula tinctoria A.3 weit verbreitet und häufig
19 A.2 Nieschalk 1958; verschollen
20 Trollius europaeus A.2 reiche Bestände

In der Roten Liste Niedersachsens wird noch Saxifraga granulata als "allgemein zurückgehend" geführt. Es steht an einer Stelle im NW.

x) Ophioglossum vulgatum ist im hier besprochenen Gebiet verschollen, wurde aber von Herrn Lüttmann 1979 noch im Feuchtgebiet bei Neu-Marienburg gefunden.

Die Liste zeigt, daß seit 1958 sechs sehr seltene Arten im Körbecker Bruch höchstwahrscheinlich verschollen sind.

Von 22 anderen erwähnenswerten Pflanzen im Bruch seien hier noch folgende herausgehoben:

1 Equisetum fluviatile im Umkreis sehr selten, im Bruch an einer Stelle (Graben)
2 Eriophorum angustifolium Kleines Vorkommen am Graben, 1979/80 ausgerottet
3 Glyceria maxima im Umkreis sehr zerstreut, im Bruch häufig
4 Juncus acutiflorus im Gebiet selten, im Bruch stellenweise
5 Rhinantus serotinus einziges Vorkommen im Umkreis, sehr viel
6 Typha latifolia im Gebiet selten, im Bruch ein mittlerer Bestand in einem Graben
7 Veronica anagallis-aquatica im Umkreis sehr selten, gutes Vorkommen im Vombach


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Die Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi) hat einen Wildacker, der 1981 brach lag, schlagartig und vollständig besiedelt.


Die Trollblume blühte 1981 nicht so reich wie im Jahr davor. Das Körbecker Bruch ist der letzte Standort dieser schönen Pflanze in Westfalen außer des Hochsauerlands.



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F. Jahreszeitliche floristische Impressionen

Vergleicht man die Flora des Körbecker Bruchs mit der recht bunten und mannigfachen Halbtrockenrasenflora der Randberge der Börde, dann erscheint sie ziemlich eintönig. Und doch ist sie im Laufe der Vegetationsperiode gelegentlich auch für den Laien anziehend.

Im März/April grünen die Wiesen. Unzählige von der Moorerde schwarze Maulwurfshügel lassen sie wie gesprenkelt erscheinen, und große Scharen von Kiebitzen suchen auf ihnen nach Würmern, Schnecken und Insekten. Am Vombach blühen Scharbockskraut, Huflattich und Pestwurz, im Busch leuchten die Weidenkätzchen. Röhricht und Seggenried, auch Teile der Kohl-Kratzdistel-Wiesen liegen noch braun und tot. Ihr Betreten ist in feuchten Jahren nur mit Gummistiefeln möglich.

Im Mai zeigt sich das Bruch von seiner besten Seite. Dann sind die Wiesen, soweit sie nicht gespritzt sind, bunt von Frühlingsblühern. Neben Löwenzahn, Wiesen-Schaumkraut und Hahnenfuß blühen an feuchten Stellen die Sumpf-Dotterblume, das Sumpf-Vergißmeinnicht und die Kuckucks-Lichtnelke in gelb und blau und rosa und violett. Ende Mai - Anfang Juni kommt die Trollblume dazu, weithin goldgelb leuchtend, jede Einzelblüte ein Schmuckstück. Die Orchideen blühen versteckt an Wiesen- und Grabenrändern. Man kann sie leicht übersehen. Nicht so die Gelbe Schwertlilie, die groß und auffällig und noch in erfreulichen Mengen im Vombach wächst. Die Gräben sind bunt von weißblühender Brunnenkresse, blauem Wasser-Ehrenpreis und Bachbunge, gelbem Sumpf-Hornklee, violettem Sumpf-Baldrian und gelbblauem Großem Klappertopf. Und zwischen all dem, wie ein zarter weißer Schleier, die unzähligen kleinen Blüten des sehr seltenen Nordischen Labkrauts.

Wenn die Wiesen gemäht sind, kommen die Röhrichte zum Blühen. Das Schilf breitet seine "Fahnen" aus, riesige Binsen, Seggen und Simsen beherrschen den Teich und einige Gräben, das Klebkraut häkelt sich an Schwaden und Rohr-Glanzgras empor und macht ein Durchkommen fast unmöglich. Im Ried herrschen Kohl-Kratzdistel und Mädesüß vor.

Im August/September blüht im Bruch in großen Mengen eine sehr seltene Komposite, die Färberscharte. Sie wird bis zu 1 m hoch und hat rispen- bis doldenständige rotblaue, nicht zu übersehende Blütenstände.

Im Herbst wirkt das Bruch weit, eintönig und leer. Es gibt keine beerentragenden Hecken, keine fruchtenden Bäume mit buntem Laub. Die graugrünen Fruchtstände von Schilf und Schwaden rascheln im Wind. Hie und da findet sich ein violetter Tupfen von Herbstzeitlosen. Rehe äsen auf den Wiesen und Hunderte von Kiebitzen zwischen ihnen, die sich hin und wieder mit zuckenden Flügelschlägen zu ihren herbstlichen Flugmanövern erheben. Die Flora bereitet sich auf ihre Winterruhe vor.


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G. Gefahren für die Flora des Bruchs und zu empfehlende Schutzmaßnahmen

Wie schon oben erwähnt, drohen der Feuchtlandschaft "Bruch" Gefahren verschiedenster Art, sowohl für ihre Pflanzen- als auch für ihre Tierwelt. Die Tieferlegung des Vombachs bei den zur Zeit laufenden Straßenbaumaßnahmen in Körbecke ohne Einbau von Wehren im Bruch würde das vorgesehene Naturschutzgebiet am schnellsten und gründlichsten trockenlegen und damit für den gedachten Zweck nutzlos machen.

Die Aushebung offener Drainagegräben, wie im Winter 1979/80 im Borgentreicher Teil auf etwa 500 m Länge geschehen, läßt das Grundwasser schneller abfließen. Beim maschinell durchgeführten Aushub wurden Erdmassen weit ins Ried hineingeworfen. Sie erhöhten das Ufer dort auf 2-3m Breite um ca. 0,30m. Die Flora des Rieds reagierte darauf bereits im Sommer 1980 negativ. Solches Ausbaggern von Gräben im Bruch müßte also unbedingt unterlassen werden.

Die Riede und Röhrichte werden immer kleiner, da an ihren Rändern alljährlich einige Furchen abgepflügt oder neue Äcker angelegt werden, deren Erträge in nassen Jahren minimal sind. Man läßt sie dann wieder unbebaut liegen, doch ist die ursprüngliche Flora erst einmal vernichtet. Eine größere Weide wurde in den letzten Jahren zu Ackerland umgewandelt. Die Ried- und Röhrichtflächen werden mit Treckern zerfahren und verdichtet, da sie teils als Zufahrtswege und teils zum Wenden beim Heuen benutzt werden. Für Jagdzwecke werden breite Schneisen ins Röhricht gewalzt, um freie Schußflächen zu haben bzw. Druschabfälle als Entenfutter in den Teich kippen zu können, der dadurch in seiner floristischen und faunistischen Entwicklung gestört wird.

Von Körbecke aus wurden am Vombach entlang Müll- und Bauschutt abgelagert und 1979 die Uferflora auf ca. 100m abgebrannt. Beim stellenweise sehr reichlichen Düngen der Mähwiesen driftet der staubende Kunstdünger auch auf die Graben- und Riedflora, die dadurch in ihrer Ursprünglichkeit gestört wird. Im Buschgebiet wurden in letzter Zeit nichtstandortgerechte Gehölze (z.B. Birke) angepflanzt, die wieder entfernt werden müßten.

Das Aufzählen dieser Schäden schließt die zu empfehlenden Schutzmaßnahmen in sich. Eine baldige behördliche Sicherstellung des Gesamtgebiets und die Informierung der Pächter und Jäger des Bruches wäre der erste notwendige Schritt. Danach müßten spezielle Pflegemaßnahmen getroffen werden, die u.a. eventuell eine Wiedervernässung bestimmter Teile des Bruchs vorsehen. Einzelheiten ließen sich sicher friedlich mit den Betroffenen regeln.

Im Jahre 1979 gab die Landesanstalt für Ökologie, Landesentwicklung und Forstplanung (LÖLF) Nordrhein-Westfalen die Rote Liste der in NRW gefährdeten Pflanzen und Tiere heraus, wonach 36% der Pflanzen gefährdet sind. Sie konzentrieren sich ganz auffällig auf die letzten Refugien seltener Biotoptypen, die unbedingt gesichert werden müssen. Dazu zählt das Körbecker Bruch, das letzte große Niedermoorgebiet im Großkreis Höxter.


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Quellen

Karten

Meßtischblatt (TK 25) 4421 Borgentreich, 1 : 25 000 Luftbildkarte Körbecker Bruch, 1 : 5 000

Lageplan zur Melioration des Körbecker Bruchs in der Borgentreicher Gemarkung; Minden 1906; 1 : 2 500

Weitere Karten von 1807 und 1832: siehe Angaben auf S. 45 und 47

Literatur

1) ABEL, Oeconomierath (1885): Die Gemeinde-Ländereien in der Warburger Börde (Boden- und Meliorationsverhältnisse,speziell des Rösebecker und Körbecker Bruchs); Bericht von Prof. König; Theissingsche Buchdruckerei, Münster

2) BREMER, Clemens (o.J., vor 1954): Chronik des Dorfes Körbecke, Kreis Warburg. Als Manuskript hersg.v. Kreis Warburg

3) EBERLE, Georg (1979); Pflanzen unserer Feuchtgebiete und ihre Gefährdung; Frankfurt

4) EHRENDORFER, Friedrich (1973): Liste der Gefäßpflanzen Mitteleuropas; 2. Aufl., Stuttgart

5) HAEUPLER, Henning (1976): Atlas zur Flora von Südniedersachsen; Göttingen

6) HAEUPLER, MONTAG, WÖLDECKE(1976): Verschollene und gefährdete Gefäßpflanzen in Niedersachsen; 2.Fassung, Hannover

7) HELDT, Elisabeth (1961): Zum Vorkommen der Trollblume bei Borgentreich und Körbecke, Kreis Warburg. Natur und Heimat, Münster, 21, S.92

8) NIESCHALK, A. und Ch. (1958): Rösebecker und Körbecker Bruch im Kreis Warburg. Natur und Heimat, Münster,18,11-15

9) OBERDORFER, Erich (1979): Pflanzensoziologische Exkursionsflora, 4. Aufl.; Stuttgart

10)ROTE LISTE von 1979 der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Pflanzen und Tiere. Schriftenreihe der LÖLF-NRW, Recklinghausen

11)ROTHMALER, Werner (1976): Exkursionsflora, Kritischer Band.

12)RUNGE, Fritz (1972): Die Flora von Westfalen, 2.Aufl., Münster

13)RUNGE, Fritz (1973); Die Pflanzengesellschaften Deutschlands, 4./5. Auflage; Münster

14)SCHMEIL-FITSCHEN (1968): Flora von Deutschland, 84. Auflage; Heidelberg

Andere Quellen

15)Aus den Aufzeichnungen meines Großvaters, des Müllers Josef GOCKE (1841-1907) zu Körbecke, handschriftliche Chronik

16)Mündliche und schriftliche Mitteilungen (1981) von Arnold BREMER (geb. 1901), Körbecke, lange Jahre Ortsbürgermeister von Körbecke und Amtsbürgermeister von Borgentreich

17)Mündliche Mitteilungen von Bürgern aus Körbecke u Borgentreich

18)Akten im Borgentreicher Stadtarchiv über die Melioration des "Coerbecker Bruchs" im Jahre 1904

Für freundliche Hilfen und Anregungen danke ich dem Kreis Höxter, der Stadt Borgentreich, den Herren Lewejohann, Göttingen, Bremer, Körbecke, Lüttmann, Smolis und Preywisch, Höxter.

E.H.


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