EGGE-WESER 1984/02 Band 2 / Heft 4
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Ungewöhnliches aus unserer Pflanzen- und Tierwelt

Ciconia nigra.Der Schwarzstorch ist wieder Brutvogel im Kreis Höxter. Aus diesem Jahrhundert stammen die ersten Sommerbeobachtungen von 1962 aus dem Raum Brakel, eine weitere von 1965. Ab 1972 häuften sich die Beobachtungen der scheuen Art (EGGE-WESER 1982/o1, 131), am stärksten in den letzten Sommern. 1984 waren drei Schwarzstorchbruten aus Westfalen bekannt, eine aus dem Kreis Lippe, eine aus dem Kreis Paderborn und unsere. Am 17. April entdeckte ein DBV-Mitglied das Paar und den Horst mit drei Eiern, von denen eines sich durch seine Farbe wesentlich von den beiden anderen abhob. Bereits Mitte Mai saß der Altstorch mit abgespreizten Flügeln auf dem Nest, was auf geschlüpfte Junge schließen ließ, doch erst am 10. Juni wurden erstmals zwei Dunenjunge allein im Nest beobachtet. Anfang Juli verloren sie ihre Dunen. Etwa um den 23. Juli erreichten die Jungstörche ihre Flugfähigkeit, hielten sich aber noch in der Nähe des Nestes auf. Am 31. Juli sah eine Bäuerin drei Schwarzstörche auf ihrer Weide in etwa zwei Kilometern Entfernung zum Nest. In der gleichen Woche gingen vermehrt Meldungen über Schwarzstorchbeobachtungen beim Verfasser (L.) ein.

Die Verteilung der Neubruten deutet auf Wiederbesiedlung von Niedersachsen her, das der Schwarzstorch als Brutvogel nie ganz verlassen hat. Dort erreichte der Bestand zwar in den fünfziger Jahren mit fünf bis sechs Brutpaaren einen Tiefpunkt, erzielte aber Mitte der siebziger Jahre schon wieder den Stand der Jahrhundertwende von zwanzig Paaren. Das wurde durch gezielten Schutz unter Federführung der Vogelschutzwarte Lüneburg erreicht. Nach S. KASTL (mdl.) brüteten 1984 auch zwei Paare des Schwarzstorchs im Solling.   LAUDAGE & PREYWISCH

Nucifraga caryocatactes. Die Sommerbeobachtungen des Tannenhähers in Höxter häufen sich (s. EGGE-WESER 1982/o1, 134). Besonders in höhergelegenen Gärten an Räuschenberg, Bielenberg und Ziegenberg beobachtete man Einzeltiere, die versteckte Haselnüsse aus dem Boden holten oder Altvögel, die Junge führten. Während der Nestlingszeit der mindestens acht Brutpaare im Hochsolling beobachtete S. KASTL (mdl.) 1984 regen Pendelverkehr der Altvögel zwischen Brutgebiet und Wesertal. Ob der Tannenhäher auch in Höxter brütet, ist erst dann geklärt, wenn ein Nest gefunden wurde oder wird. Das ist bisher nicht bekannt.

Wir bitten unsere Mitglieder und Freunde, Nestbeobachtungen sofort mitzuteilen und im übrigen alle Tannenhäherbeobachtungen von April bis August mit Einzelheiten zu notieren.   P.

Papilio machaon. Der Schwalbenschwanz, noch in den 50er Jahren eine vertraute Erscheinung, zum Beispiel am Weserufer in Höxter, ist im Kreis seit 1977, (vielleicht seit 1979) nicht mehr beobachtet worden. Im Mai 1983 sah B. ROSE diesen schönen Großschmetterling bei Brakel und am 27.7.1984 G.HESSE am Bielenberg in Höxter wieder fliegen.


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Haliaeetus albicilla. Ein schwerverletzter Seeadler wurde am 21.12.82 um 10 Uhr etwa zwei Kilometer nördlich des Dorfes Brakel-Istrup im freien Feld aufgefunden; über die Polizeistation Brakel und über die Försterei Ovenhausen kam er zur Adlerwarte Berlebeck und wurde am gleichen Tag in Detmold von drei Tierärzten operiert. Der linke Ständer über der Kralle war von einem Teilmantelgeschoß getroffen, das eine größere Ausschußwunde verursacht hatte. Die Presse berichtete sofort über den Fund des Adlers, die Art der Verletzung und die tierärztliche Behandlung, auch mit Bildern. Da man glaubte, es sei ein Irrgast aus dem fernen Osten, bekam er den Namen "Juri". Strafantrag wegen Jagdfrevels und wegen Verletzung der Artenschutzbestimmungen gegen Unbekannt wurde von dienstlicher und privater Seite gestellt. Der Vogel lebte bis zum 10.2.83 auf der Adlerwarte, ging dann an Blutvergiftung ein, wie das Veterinärärztliche Institut in Detmold feststellte. Die Staatsanwaltschaft Paderborn stellte das Verfahren gegen Unbekannt am 22.3.83 ein, da die Ursache der Verletzung nicht festzustellen sei. Die Ermittlungen sind zur Zeit jedoch noch im Gange. Nach ihrem Abschluß werden wir über den Fall "Juri" eingehend berichten.    P.


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