EGGE-WESER 1985/01 Band 3 / Heft 1 39-44

Ungewöhnliches aus unserer Pflanzen- und Tierwelt

Sorbus spec. Die Gattung Vogelbeere ist im Kreis Höxter mit 2 Arten heimisch.

Die Wilde Vogelbeere (Sorbus aucuparia L. ssp. aucuparia) oder Eberesche ist hier verbreitet, wenn auch nicht allzu häufig. Als begleitender Waldbaum tritt die Art vor allem in Waldgesellschaften auf den sauren Böden der Egge und des Sollings auf. Als Alleebaum an Straßen und Wegen wird sie nicht mehr so häufig gepflanzt.

Nur selten gepflanzt, aber als charakteristische Art wärmeliebender Eichenmischwälder auf den Kalkhängen entlang der Weser, der Nethe und vor allem der Diemel gedeiht die Elsbeere (S. torminalis (L.) CR.) vor allem in unseren Naturschutzgebieten. Ein prächtig gewachsener Einzelbaum steht als Naturdenkmal in einer Lindengruppe bei Nörde.

In 4320/34-1 liegt der Nordwesthang des Griesenbergs in der Gemarkung Willebadessen, 2 km südöstlich des Orts. Vom flacheren Hang auf Mittlerem Muschelkalk hebt sich steiler ein Rücken aus dem Trochitenkalk des Oberen Muschelkalks(mo1)ab. Beide Schichten sind mit Altbuchen bestockt. Unter ihnen wachsen auf mo(1) Trüppchen von Einblütigem Perlgras (Melica uniflora RETZ.), auf mm in der Krautschicht z.B. etwas Luzula luzuloides (LAM.) DANDY & WILM. (Weiße Hainsimse) und Pyrola minor L. (Kleines Wintergrün).

In der Strauchschicht im Waldwinkel stehen südlich der Straße Willebadessen-Helmern einige, nördlich mindestens 120 Sorbus-Jungbäumchen von 0,2 m bis 2,0 m Höhe. Nach den gängigen Bestimmungsbüchern handelt es sich um die Schwedische Eberesche (SCHMEIL-FITSCHEN 1968) oder Schwedische Vogelbeere (ROTHMALER 1958) (S. intermedia (EHRH.)PERS. = S. suecica KROCK & ALMQ.). In der Strauchschicht folgt diese Art der Rotbuche (Fagus sylvatica L.) an Häufigkeit gleich an zweiter Stelle.

Sorbus spec., Blätter, 1/2 nat.Größe. Die beiden mittleren stammen von einem Baum im Park Merlsheim, Bes. Dr. Werner von und zur Mühlen, der als Sorbus suecica gekauft wurde, die beiden äußeren von dem Vorkommen im Griesenberg, Gemarkung Willebadessen. Dort hatten die kleineren Jungbäumchen schwächer gelappte Blätter.


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Daneben sind im Aufwuchs noch vertreten Bergahorn (Acer pseudo-platanus), Esche (Fraxinus excelsior L.), Eberesche (Sorbus aucuparia L.), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea L.) und im Norden plötzlich viel Berg-Holunder (Sambucus racemosa L.). Vereinzelt gibt es Feld-Ahorn (Acer campestre L.), Winter-Linde (Tilia cordata MILL., Bastard) und Wild-Birne (Pyrus pyraster BURGSD.) sowie Wasser-Schneeball (Viburnum opulus L.).

Die verwandtschaftliche Stellung der Schwedischen Vogelbeere, die bei uns in Parks und an Straßen als Zierbaum angepflanzt wird, ist umstritten. Nach ROTHMALER (1958) ist die Sippe ein konstanter Bastard zwischen der Eberesche mit der Mehlbeere (Sorbus aria (L.) GR.), nach ROTHMALER (1963) aber zwischen dieser und der Elsbeere oder auch ein konstanter Tripelbastard zwischen zwischen Sorbus torminalis, aria und aucuparia.

Auch die Mehlbeere wird in unserer Gegend als Park- und Straßenbaum gepflanzt, in letzter Zeit sogar häufiger. Sie verwildert. Schon an der Werra kommt sie natürlich vor zusammen mit dem Speierling, auch Haus-Vogelbeere genannt (S. domestica L.). Dort gibt es vielerlei Bastarde mit den häufigeren Sorbus-Arten. "Neben primären Basterden tritt eine größere Anzahl konstanter, meist engräumig verbreiteter Apomikten (Apomixis hier: Bildung von keimfähigen Samen ohne Befruchtung) auf, die die angeführten Arten hybridogen (durch Kreuzung bedingt) verbinden. Zu diesen vielfach als Kleinarten beschriebenen Sippen zählen auch S. intermedia und S. sudetica" (EHRENDORFER 1973).

Der Mutterbaum wurde nicht (mehr?) gefunden. Erkundigungen beim Waldbesitzer oder der Straßenbauverwaltung halfen nicht weiter. Auf ähnliche Sorbus-Vorkommen wäre zu achten. BECKHAUS (1893) schreibt über Sorbus aria: "Höxter am Eingang in die erste grosse Schlucht links von der Chaussee von Fürstenberg nach Meinbrexen ein Strauch (vielleicht von Vögeln angesäet?)."

Literatur:
BECKHAUS (1893): Flora von Westfalen.1118 S. Münster.  EHRENDORFER (1973): Liste der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. 2.Aufl. 330 S. Stuttgart.  ROTHMALER (1958): Exkursionsflora, Bd. II. 549 S.; (1963): Bd. IV, 642 S. Berlin. SCHMEIL-FITSCHEN (1968): Flora von Deutschland. 84.Aufl. 516 S. Heidelberg

Wer kennt Nistkästen in unserem Gebiet, über deren Besatz regelmäßig Buch geführt wird? Vor allem interessieren die Brutsommer 1980 bis 1985. Für den Bund für Vogelschutz, Kreisgruppe Höxter, sammelt dessen 1. Vorsitzender, Herr F.J.Laudage, Briloner Str. 49, 3530 Warburg-Scherfede 2, Tel. 05642-218, die Daten, für alle übrigen die Schriftleitung von EGGE-WESER. Wir suchen solche Angaben dringend bis 31.07.1985, damit "Die Verbreitung der Wirbeltiere" (EGGE-WESER 1983/02, 43-108) noch ergänzt werden kann.

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Grus grus. Kranichzug im Kreis Höxter 1984

Zeichenerläuterung: ( )= außerhalb des Beobachtungsgebiets; (vor Zahl = weniger als; )vor Zahl = mehr als; / vor Zeit oder Zahl = ungefähr; unter Zahl v = viele, X = unbekannt, e = einige; ) hinter Zeit = es handelt sich wohl um den gleichen Flug; hinter Beobachter BB = Gymnasium Brede in Brakel ( Frau R. TEWES zu verdanken ), GB = Gymnasium Beverungen ( Herrn W. VIETH z.v.)


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Außerdem liegen zwei Meldungen mit ungewöhnlichen Daten vor, bei denen die Beobachter nicht sicher zwischen Kranichen und Gänsen unterscheiden konnten:

23. 7. /2030 /50    Bökendorf    H.Beckmann (zogen hoch und still)
28.12. 1100 22      Godelheim    J.Klotz, W.Vieth (zogen still
                                 nach SW, nach Kranichart, Ständer
                                 waren nicht auszumachen)

Ein Vergleich mit dem Zugjahr 1983 ist nicht leicht. Die Zahl der Beobachter ist stark gewachsen. Ihr Netz hat sich weiter über den Kreis gelegt und, wenn auch ungleichmäßig, verdichtet. Die gemeldeten Zahlen der Kraniche 1984 haben sich gegenüber 1983 im Frühjahr wie im Herbst etwa verdoppelt. Die Gesamtzahl der Herbstdurchzügler dürfte aber wiederum bei der Vorjahreszahl von 10.000 liegen, vielleicht etwas höher.

Pyrrhula pyrrhula. Nach übereinstimmendem Urteil der befragten Mitglieder hat der Gimpel oder Dompfaff im Sommer 1984 gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen. Bei insektenfressenden Zugvögeln ist ein solches Verhalten nicht ungewöhnlich. Oft folgt nach einigen Jahren wieder eine Zunahme. Bei körnerfressenden Jahresvögeln sollten Zu- und Abnahme langsamer ablaufen. Doch wird gerade bei ihnen eine Abnahme gegen früher deutlich (Feld-, jetzt auch Haussperling). Nach PEITZMEIER (1969): Avifauna von Westfalen nahm der Brutbestand Ende des vorigen Jahrhunderts deutlich ab und erst in unserem Jahrhundert wieder zu.

Exakt lassen sich Veränderungen der Siedlungsdichte nur nachweisen, indem man Probeflächen untersucht. Wenn sich einige Leser aus dem Kreis genau erinnern, wieviele Gimpel in ihrem Garten brüteten, könnte man schon vergleichen. Deshalb bitten wir um entsprechende Meldungen. Sie könnten beispielsweise so aussehen:

1982: 1 Nest in einer mannshohen Fichte, vielleicht ein weiteres in einer Fichtenschnitthecke; 1983 mit Sicherheit nur 1 Nest in .......; 1984 Gimpelpärchen beobachtet, wie sie Nistmaterial trugen, Nest nicht gefunden, aber auch nicht gesucht. Der Garten befindet sich beim Haus ...-Straße Nr. .. , Brakel- ........ und ist ... qm groß. 1/3 davon ist Gemüsegarten, das übrige ..... . (Gefragt ist nach gleichzeitig beobachteten Bruten. Der Dompfaff macht gewöhnlich zwei Bruten, eine im Mai, die zweite Juni/Juli.)

Für 1985 schlagen wir allen Interessierten in unserem Beobachtungsgebiet vor, bewußt die Gimpelbruten in einem überschaubaren, gut abgegrenzten Gebiet zu beobachten und zu notieren. Die Ergebnisse sollten bis 30.6.85 an die Schriftleitung gemeldet sein. Auf keinen Fall sollen die Beobachtungen die Bruten gefährden. Also bitte nicht etwa das Nest während der Brut oder Aufzucht der Jungen suchen, sondern mit dem Fernglas aus größerer Entfernung feststellen. Nachdem die Jungen ausgeflogen sind, ist gegen die Nestsuche nichts einzuwenden. Taube Eier sollten entnommen und aufgehoben werden.


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