EGGE-WESER 1985/01 Band 3 / Heft 1 048-050

WILHELM SIMON

8. 12. 1896 - 26. 8. 1984

Mit Wilhelm Simon ist ein erstes Kapitel unserer Vereinsgeschichte zu Ende gegangen. Wer war der Mann, der die "Vereinigung für wissenschaftliche Naturkunde und Naturschutz - Egge-Weser e.V." konzipierte und ihre Gründung in die Hand nahm? 1974, als die ersten Gespräche im engsten Kreis, dann auf breiterer Basis Gestalt gewannen, stand er im 78 Lebensjahr, in einem Alter, in dem sich andere längst zur Ruhe gesetzt haben. Sein Feuergeist, der ihm aus den Augen leuchtete, sein Tatendrang haben ihn bis zu seinem Tod begleitet. Immer wieder hatte er neue Ideen, ohne die alten aufzugeben. Aber all sein Denken und Tun kreiste in und um einen engen Raum, seine Heimat, um das geliebte Warburger Land. Selbst wenn er es verließ, auf den wenigen Reisen, zu den Museen in Münster, zu seinem Freund Josef Peitzmeier in Lintel bei Wiedenbrück, in den letzten Jahren zu den Nachkommen Westfälischer Bauern in Bayern, es ging ihm immer um das Thema Heimat mit ihren Menschen.

In Willebadessen wurde er als Sohn eines Bauern geboren. 1911 begann er sein Lehrerstudium in Paderborn. Es wurde durch den ersten Weltkrieg unterbrochen, den er in seiner ganzen Länge mitmachte und in dem er schwer verwundet wurde. Ab Juli 1920 unterrichtete er, mit Zeiten von Arbeitslosigkeit dazwischen, an Schulen in Welda, Eissen und Daseburg, bis er 1939 die Leitung der Schule in Wormeln übernahm. 1957 wurde er wegen seines Kriegsleidens vorzeitig pensioniert.

Da hatte er die Neugründung des Kreislehrerverbandes bewirkt, fast ein Vierteljahrhundert die Hirnverletzten im Kreis Warburg betreut, was er bis 1966 weiterführte, hatte nach dem zweiten Weltkrieg die CDU mitbegründet und den Ortsverband Welda einige Jahre geleitet, gehörte der Amtsvertretung Warburg-Land, später bis 1974 der Gemeindevertretung Welda an. Er begründete und betreute in den 50er Jahren die "Heimatkundlichen Schriften", in deren zweiter Nummer er zum Beispiel ein umfassendes und kritisches Verzeichnis der Wüstungen beisteuerte. Die Krönung der ehrenamtlichen Tätigkeit für den Warburger Raum war die Berufung Wilhelm Simons zum Kreisheimatpfleger im Jahre 1956. Er hat dieses Amt bis zum Verschmelzen der beiden Altkreise mit großer Hingabe ausgeübt. Dabei kämpfte er um die Erhaltung der Naturschutzgebiete und historischer Gebäude, setzte sich für die Verschönerung, aber nicht Verstädterung der Dörfer ein, regte die Gründung eines Archivs und eines Museums an.


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Im Lauf seines langen Lebens hat er nach dem Grundsatz gehandelt, daß nur der gut lehren kann, der nie aufhört zu lernen. Er lernte nicht aus zweiter Hand, sondern aus den Quellen der Geschichte im weitesten Sinn, den Aufschlüssen der Erdgeschichte, den Fundstellen und Ausgrabungen der Vor- und Frühgeschichte, den Urkunden und Aufzeichnungen der Klöster, Pfarreien und Ämter, den Aussagen der Zeitgenossen. Wenig interessierten ihn die Schicksale der Herrscher, sehr die der einfachen Menschen, vor allem der Bauern. Unter den Geologen und Archäologen, den Lokalhistorikern, die im Warburger Raum tätig wurden, fand er Freunde. Ihnen stellte er seine Ortskenntnisse und den Schatz seiner Beobachtungen zur Verfügung. Eine Zusammenstellung seiner Veröffentlichungen aus diesem Bereich steht ebenso aus wie eine Fortführung seiner Studien zur Geschichte des Klosters Wormeln oder zu den Schicksalen der ausgewanderten Westfalen in Bayern.

Entscheidend für unseren Verein aber wurde seine fast 50-jährige Freundschaft mit Joseph Peitzmeier. Dieser große Priester und Gelehrte begeisterte ihn für die Vogelkunde und gewann in ihm eine große Hilfe bei seinen Forschungen im Warburger Raum. Zuerst war Wilhelm Simon Begleiter und Helfer bei den regelmäßigen "Linientaxierungen" und den Fahrten zu immer neuen Ansiedlungen der Wacholderdrossel. Dann wurde er Mitautor und schließlich selbständiger Verfasser avifaunistischer Beiträge, wie die anschließende Liste zeigt. Seit Ende der 50er Jahre, als die Arbeit an der "Avifauna von Westfalen" begann, gesellten sich aus unserem Raum noch in loserer Verbindung Robert Backhaus und Kurt Preywisch dazu.

Von dieser Keimzelle ging dann die Gründung unseres Vereins aus. Am 13.12.1974 trafen sich 16 Damen und Herren aus den Altkreisen Höxter und Warburg bei einer Vorbesprechung in Rheder. Alle stimmten sie für die Gründung eines naturwissenschaftlichen Vereins im neuen Großkreis Höxter. Am 14.3.1975 fand dann die Gründungsversammlung in Gehrden statt. Prälat Prof. Dr. Joseph Peitzmeier sprach über "Biologische Heimatforschung heute" und wies damit dem Verein die Richtung nach dem Herzen seines Freundes. 66 von den 72 Anwesenden traten durch Unterschrift dem Verein bei. Sie wählten Wilhelm Simon zu ihrem Vorsitzenden. 1978 gab er dieses Amt ab und wurde zum Ehrenvorsitzenden gewählt, nahm aber bis wenige Tage vor seinem Tod lebhaften und väterlichen Anteil an allem Vereinsgeschehen.

Daneben verfolgte er aber auch seine anderen heimatkundlichen Pläne hartnäckig weiter. Schon seit Jahren besteht inzwischen ein arbeitendes Warburger Archiv unter der Leitung von Dr. Franz Mürmann, seines alten Weggefährten. Am 25. 6. 1984 wurde schließlich auch noch der Museumsverein Warburg gegründet und Wilhelm Simon in den Beirat gewählt.


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Am 30. 8. 1984 standen wir an seinem Grab. Er hatte seinen Acker bestellt und eine gute Saat bereitet. Aus ihr wird die Heimatarbeit im Warburger Raum und im Naturkundlichen Verein Egge-Weser noch lange reiche Frucht ernten.

"Ein echter Westfale, rauh aber herzlich, kantig aber ehrlich, ist von uns gegangen."

(Josef Leifeld)

Zusammenstellung der Schriften, die Hauptlehrer a.D. Wilhelm Simon zur Ornithologie und für den Naturkundlichen Verein Egge Weser verfaßt hat:

(1958)

mit J. PEITZMEIER und P. WESTERFRÖLKE: Die Wintervogelwelt der Diemel- und Sorpetalsperre. - Natur und Heimat, Münster, 18, 33-37

(1969)

in PEITZMEIER, J.: Avifauna von Westfalen - Münster, 475 S.

 Berglaubsänger - Phylloscopus bonelli        360
 Fitis - Phylloscopus trochilus               359
 Flußuferläufer - Tringa hypoleucos       270-271
 Seidenschwanz - Bombycilla garrulus      345-346
 Waldlaubsänger - Phylloscopus sibilatrix 3   361
 Zeisig - Carduelis spinus                    412
 Zilpzalp - Phylloscopus collybita        359-360

(1975)

Vom Gericht des "Freien Stuhls" zum Schonlohe bei Dringenberg. - Kreis Höxter, Mitteilungen des Kreisheimatpflegers 5 (9), 38-46

(1977)

Am 7.7.1977 vollendet Prof .Dr. Josef Peitzmeier sein 80. Lebensjahr. - Kreis Höxter, Mitteilungen des Kreisheimatpflegers 7 (13), 80-81

(1977)

Zur Einwanderung der Wacholderdrossel als Brutvogel in den Altkreis Warburg. - Kreis Höxter, Mitteilungen des Kreisheimatpflegers 7 (13) 81-82

(1977)

Beziehungen zwischen ackerbaulicher Betriebsweise und Winterbestand von Feld- und Haussperling in der Warburger Börde. - Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde, Münster W. 39 (1/2) 16-17

(1977)

mit J. PEITZMEIER: Untersuchungen über die Brutvogeldichte der West- und Ostseite des Eggegebirges. - Natur und Heimat 37, 124-126

(1978)

mit J. PEITZMEIER: Berichtigung zu Untersuchungen über die Brutvogeldichte der West- und Ostseite des Eggegebirges. - Natur und Heimat 38, 63

(1978)

mit J. PEITZMEIER: Neue Beobachtungen zum Vogelbestand der westfälischen Börden. - Natur und Heimat 38, 126-128

(1983)

Fischen verboten ! - Egge-Weser 2, 13-14

Schriften über Wilhelm Simon:

PEITZMEIER, J. (1977): Wilhelm Simon 80 Jahre. - Kreis Höxter, Mitteilungen des Kreisheimatpflegers 7 (13), 3-4

PREYWISCH, K. (1983): Am 8. Dezember begeht unser Ehrenvorsitzender, Herr Wilhelm Simon, seinen 87. Geburtstag. - Egge-Weser 2, 112

LEIFELD, J. (1984): Kreisheimatpfleger Wilhelm Simon zum Gedächtnis. - die warte 45, Nr. 44, 17


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