EGGE-WESER 5(2) Seite: 78-87 Höxter 1988

Verbreitung der Insektenfresser und Fledermäuse im Kreis Höxter

Gerhard Steinborn und Kurt Preywisch

Vorbemerkung:

Seit "Die Verbreitung der Wirbeltiere im Kreis Höxter" erschien (forthin als 1983 bezeichnet), hat STEINBORN, oft zusammen mit VIERHAUS, planmäßig die Fledermäuse weiter erforscht. Auch die Neufunde in "Die Säugetiere Westfalens", im Text als SW 1984, in den Karten als SW/WM bezeichnet, gehen auf ihn zurück. Dagegen ruhte die Arbeit bei den übrigen Kleinsäugern. So werden hier nur Zufallsbeobachtungen und Angaben neuer Gewährsleute wiedergegeben. In den Karten und stellenweise im Text kennzeichnen die Kürzel die folgenden Damen und Herren:

  GK Eberhard GROZE-KATTHÖFER, Höxter
  Hi Uwe HILDENHAGEN, Minden
  Ko Volker KONRAD, Holzminden
  KÜPPERS, Dringenberg
  Oy Rixa Gräfin von OEYNHAUSEN, Reelsen
  Py Kurt PREYWITSCH, Höxter
  Sc Ferdinand SCHALLER, Welda
  St Gerhard STEINBORN, Bruchhausen
  Sv Rudolf SCHELLHOVE, Neuenheerse
  Wa Dietrich WAGENER, Kirchhain-Ansefahr
  Ha Jürgen HARTMANN, Beverungen
  La Franz-Josef LAUDAGE, Scherfelde
  Vi Willy VIETH, Beverungen

Die kurze Übersicht soll anregen, auf die Wirbeltiere mehr zu achten und auch Beobachtungen mit genauen Zeit- und Ortsangaben zu vermerken, die nicht so wichtig erscheinen. Als Beispiel möge der nördlichste Nachweis der Großhufeisennase dienen, dessen Bedeutung seinerzeit unerkannt blieb.

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Igel (Erinaceus europaeus)

Der Igel ist im ganzen Gebiet verbreitet und häufig. Doch über Lebensweise und Körpermaße liegen kaum Angaben vor. Frischtote und fast unversehrte Unfallopfer sollten deshalb abgeliefert werden. Wurf- und Winternester sind nur wenige beschrieben, Wurfzeiten und -stärken kaum vermerkt. Untersuchungen über die Siedlungsdichte fehlen in Westfalen.

Zwergspitzmaus (Sorex minutus)

Bisher wurde in Westfalen noch kein Nest der Art gefunden.

Waldspitzmaus (Sorex araneus)

Unsere Karte von 1983 ist hinfällig, da in ihr die beiden Schwesterarten nicht getrennt wurden. Inzwischen fielen doch einige Fundpunkte der Waldspitzmaus im engeren Sinne an. Sie läßt sich an der Dreifarbigkeit des Erwachsenenkleides erkennen. Der Rücken ist dunkel- bis schwarzbraun, der Bauch gelbgrau und die Flanken sind bräunlich bis rötlich.

Abb. 1: Waldspitzmaus (links) und Schabrackenspitzmaus (rechts)*

* Für die Erlaubnis, die beiden Zeichnungen abzudrucken, danken wir Herrn Dr. R. HUTTERER und der Schriftleitung der "Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde".

Schabrackenspitzmaus (Sorex coronatus)

Diese Art wurde in Westfalen erst 1976 nachgewiesen. Aus unserem Kreis ist sie von einer Stelle aus Museumsmaterial bekannt. Da es sich dabei um einen der östlichsten Fundpunkte von S. cornatus (= S. gemellus) handelt, wären weitere Beobachtungen, auch zur Lebensweise, aus unserem Kreis wichtig.

Schon im Jugendkleid ist die Schabrackenspitzmaus deutlich zweifarbig. Dann ist der Rücken noch hellbraun, im Erwachsenenkleid dunkelbraun. Die Art soll feuchte, tieferliegende Lebensräume bevorzugen.

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Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Für unseren Raum zeigt SW 1984 zu gleichen Teilen Quadranten mit Wochenstuben und anderen Sommernachweisen an, außerdem einen Nachweis in Gewöllen. Daneben gab es nach GOETHE (1955): 129 f.) Winterquartiere in 4119/4. Py und WAGENER bestimmten in den 50er bis 60er-Jahren mehrere Überwinterer im "Felsenkeller" und in den Stollen des Bielenberges als P. pipistrellus. Auch das Exemplar, das nach Auskunft von Herrn E. KIENEKE im Heizungskeller des St. Nicolai-Altenzentrums am 22.01.1987 frischtot lag, war am Tage vorher sicher nicht dort gewesen. Es konnte nur durch eine von zwei Röhren aus dem Raum zwischen der alten und der Zwischendecke dorthin gelangt sein. Die weiteren Durchschlüpfe sind unbekannt. Gegenüber SW 1984 drei neue Fundquadranten.

Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Bei dem Warburger Nachweis 4520/2 handelt es sich um den Erstnachweis der Art für den Kreis Höxter. Rauhhautfledermäuse haben bei uns wahrscheinlich weder Sommer- noch Winterquartiere. Sie gehören zu den Fernziehern und stammen vermutlich aus der DDR. Ihre Winterquartiere befinden sich in den Südwesteuropäischen Ländern (z.B. Südfrankreich). Auf dem Zug machen sie aber regelmäßig bei uns Station. Nistkastenkontrollen von August bis September würden sicher noch weitere Nachweise erbringen.

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

Durch fünf neue Fundquadranten hat sich deren Zahl auf zehn erhöht. Es handelt sich um Winter- wie um Sommernachweise, sowie einen Totfund.

Graues Langohr (Plecotus austriacus)

Durch zwei neue Fundquadranten hat sich deren Zahl in unserem Kreis verdoppelt. Immerhin schließen sich schon Wochenstuben, Sommer- und Winterfunde ein. Die Art wurde erst 1960 in Mitteleuropa wiederentdeckt und scheint die wärmeren Landschaften zu bevorzugen. Die Nachweise konzentrieren sich daher auch auf die Warburger Börde und das östliche Nethetal.

In den Jahren 1987 bis 1992 wird die Pflanzenkartierung im Kreis Höxter viele unserer Mitarbeiter stark beanspruchen. Dennoch sollten wir die Forschung bei den Säugetieren weitertreiben, vor allem bei den kleinen Arten. Dazu ist vor allem Sammeln nötig. Katzen legen morgens oft frischtote Spitzmäuse am Haus ab. Man sollte sie sofort in einen Gefrierbeutel tun, einen Zettel mit Fundtag, genauem Fundort und gegebenenfalls Bemerkungen dazulegen, gut verschließen und tiefgefrieren. Kleinsäuger zersetzen sich sonst ungemein rasch. Die tiefgefrorenen Stücke werden von Prof. Dr. GERKEN (Lehrgebiet Tierökologie, Uni-GH-Paderborn/Abteilung Höxter, Tel.: 05271/33007 oder 33645) gerne übernommen und wissenschaftlich bearbeitet.

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Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)

Zu den beiden Quadranten mit Winternachweis (1983) gesellten sich zwei weitere, davon eine mit Sommernachweis (1984).

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

Die Art ist neu gegenüber 1983. Es handelt sich um einen Nachweis im Winterquartier. In den letzten Jahren ist auch in weiteren Winterquartieren ein Ansteigen bzw. Neuerscheinen der Fransenfledermäuse zu beobachten. Das scheint auf eine allmähliche Zunahme dieser Art zu deuten.

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini)

Trotz der geringen Quadrantenzahl verbergen sich dahinter neben sonstigen Sommer- und Winternachweisen auch Wochenstuben. Der hier bezeichnete Quadrant birgt einen neuen Winterquartier-Nachweis.

Mausohr (Myotis myotis)

Auch hier enthalten die alten und der neue Quadrant 4520/2 Wochenstuben, sonstige Sommernachweise und Winterquartiere.

Zweifarbfledermaus (Vespertilio discolor)

Laut SW 1984 fand W. HILDENHAGEN das dritte Exemplar dieser Art im Westfälischen Raum knapp jenseits der Landesgrenze am 23.03.1983 auf dem Gelände des Kreiskrankenhauses in Holzminden. "STEINBORN berichtet von auffälligen hohen Rufen, die er in Novembernächten in Brakel und Ottbergen aus der Luft vernommen hat. Es ist nicht auszuschließen, daß es sich dabei um balzende Zweifarbfledermäuse handelte, von denen ein entsprechendes Verhalten beschrieben wurde." (SW 1984: 143).

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Mit dem neuen Fundplatz 4221/4 sind jetzt 17 Quadranten mit Sommerfunden besetzt, darunter zwei mit Wochenstuben.

Abendsegler (Nyctalus noctula)

Bisher wurden Abendsegler nur einmal im Winterquartier, und das vor 1960, nachgewiesen 4119/4. In den anderen 16 Quadranten ausschließlich im Sommer beobachtet. Wochenstuben wurden in Westfalen bisher nicht einwandfrei nachgewiesen.

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Wasserspitzmaus (Neomys fodiens)

Zwei weitere Fundstellen scheinen durch eingehende Beobachtungsbeschreibungen gesichtert.

Feldmaus (Crocidura leucodon)

Erstmals seit zwanzig Jahren im Garten von Py gefunden. Am 23.01.1987 frischtot mit Verletzungen (durch Raubwürger?) auf dem Schnee 2 m vom Kellerfenster. Bei der Einlieferung in die Zoologische Sammlung der Universität -GH-Paderborn, Abt. Höxter war der Bauch schon in Verwesung begriffen (Weibchen?). Maße nach GERKEN (MdL): Condylobasallänge 18, Kopf Rumpf 84,3, Schwanz 40,7, Hinterfuß 13,5, Vorderfuß 7,7 mm.

Hausspitzmaus (Corcidura russula)

Lebendbeobachtungen in größerer Entfernung von Gebäuden und bei der Nahrungsaufnahme wären wichtig.

Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens)

Da die nördlichsten Fundpunkte dieser Art nicht weit von der Südgrenze unseres Kreises liegen, wäre auf mögliche Vorkommen in Gärten, an Dungstätten usw. an warmen Stellen des Diemel- und Wesertales zu achten. Die Gartenspitzmaus ist kleiner als die ähnliche Hausspitzmaus, doch etwas bunter gefärbt.

Maulwurf (Talpa europaea)

Inzwischen sind die Lücken in unserer Verbreitungskarte geschlossen. Es wäre wichtig zu untersuchen, wie dicht der Maulwurf in verschiedenen Lebensräumen siedelt. Treten fleischfressende Säugetiere als Feinde auf, die Maulwürfe töten, aber möglicherweise liegen lassen? Daß Maulwürfe schwimmen können, sah Py schon vor etwa 30 Jahren bei einem sommerlichen Starkregen aus der Veranda der Schutzhütte im Vogelschutzgebiet Brenkhausen. Zum Greifen nahe packte ein kräftiges Tier in einer Pfütze, die sich eben gebildet hatte, Regenwürmer, die fluchtartig ihre Röhren verlassen mußten. Es ließ sich durch die Anwesenheit des Beobachters nicht beirren. Unabhängig voneinander sahen 2 Gewährsleute beim Januar-Hochwasser der Weser 1987 Maulwürfe, die sich eilig schwimmend an das Ufer retteten.

Großhufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)

Im Winter 1951/52 führten Schüler Py in eine frei zugängliche Höhle beim "Felsenkeller" am Südausgang von Höxter (ehemalige Brauerei), in der in diesen und in den folgenden Wintern Fledermäuse überwinterten. Immer wieder waren einzelne Großhufeisennasen darunter. Sie waren einwandfrei am Größenunterschied von meist mehreren Kleinhufeisennasen am gleichen Ort zu Unterscheiden. (Notitzen über diese Beobachtungen gingen später mit einem Exemplar des "Großen Brohmer" verloren. Py.) Doch sind Aufzeichnungen des ehemaligen

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Schülers Dietrich WAGENER erhalten, der ab 1956 Fledermäuse zu beobachten begann. "Den nächsten Kontrollgang unternahm ich am 28.01.1957. An diesem Tage fand ich 2 Große Hufeisennasen (Männchen), die, wie die Fledermäuse in diesem Keller stets für sich allein in kleinen Felsspalten hingen. Ihre Maße entsprachen den von M. EISENTRAUT angegebenen. ... Bei meinem nächsten Besuch, am 16.02.1957, fand ich abermals 2 Große Hufeisennasen ..., diesmal ein Männchen und ein Weibchen. Außer diesen Tieren waren an diesem Tage 3 Kleine Hufeisennasen ... und 2 Zwergfledermäuse zu finden. ... Lediglich im Sommer 1959 sah ich in einem (inzwischen vermauerten) Pionierstollen im Bielenberg an einer unerreichbaren Stelle aus einer Entfernung von 3 - 4 m eine Fledermaus, die ich am Blattansatz als Hufeisennase erkannte. Der Größe nach war auch dieses Exemplar mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Große Hufeisennase." (Aus einem Brief an R. FELDMANN vom 18.11.1963.)

Rudolf KNIERIEM hinterließ eine Aufnahme einer schlafenden Hufeisennase aus dem Raum Höxter. Sie war keine der beiden Arten eindeutig zuzuweisen.

Soweit die Erkenntnisse über die letzten der beiden bisher in Westfalen bekannt gewordenen Fundstellen dieser Art. Vielleicht gibt es doch irgendwo noch Fotographien aus dem Felsenkeller? Er wurde damals von vielen Menschen aufgesucht. Skelettfunde an anderen Stellen des Weser- und Diemeltales sind nicht auszuschließen.

Kleinhufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

In dem Schreiben, das oben auszugsweise wiedergegeben ist, findet sich auch der letzte datierte Hinweis auf die kleinere Art. Das Zeichen in 4122/3 steht für einen Fund vor 1950 mit ungenauen Angaben, ebenso wie bisher schon in 4119/4.

Wasserfledermaus (Myotis daubentoni)

Die Punkte von 1983 umfassen Sommer- und einige Wintervorkommen. Neuer Nachweis in 4520/2.

Teichfledermaus (Myotis dasycneme)

Auch bei den neuen Quadranten handelt es sich ausschließlich um Nachweise in Winterquartieren. Wie Beringungsergebnisse früherer Jahre gezeigt haben, handelt es sich wahrscheinlich nur um Tiere aus Holland, die hier nach dem Überfliegen der Westfälischen Bucht auf die ersten Winterquartiermöglichkeiten stoßen und dies auch ausnutzen. Östlich der Egge und des Teutoburger Waldes liegen bisher keine Nachweise vor.

Große Bartfledermaus (Myotis brandti)

Nach der Wochenstube in 4220/1 wurden keine weiteren Nachweise dieser Art erbracht. Unbestimmte Bartfledermäuse waren in schon bekannten TK-25-Vierteln zu beobachten.

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Literatur:

PREYWISCH, K. (Herausgeber), (1983): Die Verbreitung der Wirbeltiere in Kreis Höxter. - Egge-Weser (Höxter) 2,43-108.

SCHROEPFER, R., R. FELDMANN & H. VIERHAUS (1984): Die Säugetiere Westfalens. - 393 S., - Abhandlungen aus den Westfälischen Museum für Naturkunde (Münster), 46, Heft 4.

Meldnachweise 1984 bis Januar 1989. Außerdem wurden verwertet ein Brief von
D.WAGENER, Kirchhain-Ansefahr.

Folgende Damen und Herren steuerten Beobachtungen und Funde bei:
Ha Jürgen HARTMANN, Beverungen; GK Eberhard GROSSE-KATTHÖFER, Höxter; Hi Uwe HILDENHAGEN, Minden; Kl Adalbert KLEINERT, Peckelsheim; Ko Volker KONRAD, Holzmindne; Kü Dieter KÜPPERS, Dringenberg, La Franz-Josef LAUDAGE, Scherfelde; Oy Rixa GRÄFIN OYNHAUSEN, Reelsen; Py Kurt Preywisch, Höxter; Sc Ferdinand SCHALLER, Welda; St Gerhard STEINBORN, Bruchhausen; Sv Rudolf SCHELLHOVE, Neuenherse; Willy VIETH, Beverungen.
HERZLICHEN DANK!

Anschriften der Verfasser:

Gerhard Steinborn
Im Springe 2 a
D-3470 Höxter 11 (Bruchhausen)
Tel.: 05275/8661

Kurt Preywisch
Ansgarstraße 19
D-3470 Höxter 1
Tel.: 05271/2207