EGGE-WESER 5 (1) 5-10 Herausgegeben im Auftrag des Naturk. Vereins Egge-Weser ... Höxter 1988

Zur Verbreitung der Insektenfresser und Fledermäuse im Kreis Höxter

Gerhard Steinborn und Kurt Preywisch

Vorbemerkung

Seit "Die Verbreitung der Wirbeltiere im Kreis Höxter" erschien (forthin als 1983 bezeichnet), hat STEINBORN, oft zusammen mit VIERHAUS, planmäßig die Fledermäuse weiter erforscht. Auch die Neufunde in "Die Säugetiere Westfalens", im Text als SW 1984, in den Karten als SW/WM bezeichnet, gehen auf ihn zurück. Dagegen ruhte die Arbeit bei den übrigen Kleinsäugern. So werden hier nur Zufallsbeobachtungen und Angaben neuer Gewährsleute wiedergegeben. In den Karten und stellenweise im Text kennzeichnen die Kürzel die folgenden Damen und Herren:

GK Eberhard GROSZE-KATTHOFER, Höxter
Hi Uwe HILDENHAGEN, Minden
Ko Volker KONRAD, Holzminden
Kü Dieter KÜPPERS, Dringenberg
Oy Trixi Gräfin von OEYNHAUSEN, Reelsen
Py Kurt PREYWISCH, Höxter
Sc Ferdinand SCHALLER, Welda
St Gerhard STEINBORN, Amelunxen
Wa Dietrich WAGENER, Kirchhain-Ansefahr

Die kurze Übersicht soll anregen, auf die Wirbeltiere mehr zu achten und auch Beobachtungen mit genauen Zeit- und Ortsangaben zu vermerken, die nicht so wichtig erscheinen. Als Beispiel möge der nördlichste Nachweis der Großhufeisennase dienen, dessen Bedeutung seinerzeit unerkannt blieb.

Igel (Erinaceus europaeus)

Der Igel ist im ganzen Gebiet verbreitet und häufig. Doch über Lebensweise und Körpermaße liegen kaum Angaben vor. Frischtote und fast unversehrte Unfallopfer sollten deshalb abgeliefert werden. Wurf- und Winternester sind nur wenige beschrieben, Wurfzeiten und -stärken kaum vermerkt. Untersuchungen über die Siedlungsdichte fehlen in Westfalen.

Zwergspitzmaus (Sorex minutus)

Bisher wurde in Westfalen noch kein Nest der Art gefunden.

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Waldspitzmaus (Sorex oroneus)

Unsere Karte von 1983 ist hinfällig, da in ihr die beiden Schwesterarten nicht getrennt wurden. Inzwischen fielen doch einige Fundpunkte der Waldspitzmaus im engeren Sinne an. Sie läßt sich an der Dreifarbigkeit des Erwachsenenkleides erkennen. Der Rücken ist dunkel- bis schwarzbraun, der Bauch gelbgrau und die Flanken sind bräunlich bis rötlich.

Abb. 1: Waldspitzmaus (links) und Schabrackenspitzmaus (rechts)*

Schabrackenspitzmaus (Sorex coronatus)

Diese Art wurde in Westfalen erst 1976 nachgewiesen. Aus unserem Kreis ist sie von einer Stelle aus Museumsmaterial bekannt. Da es sich dabei um einen der östlichsten Fundpunkte von S. coronotus (= S. gemellus) handelt, wären weitere Beobachtungen, auch zur Lebensweise, aus unserem Kreis wichtig.

Schon im Jugendkleid ist die Schabrackenspitzmaus deutlich zweifarbig. Dann ist der Rücken noch hellbraun, im Erwachsenenkleid dunkelbraun. Die Art soll feuchte, tieferliegende Lebensräume bevorzugen.

Wasserspitzmaus (Neomys fodiens)

Zwei weitere Fundstellen scheinen durch eingehende Beobachtungsbeschreibungen gesichert.

Feldspitzmaus (Crocidura leucodon)

Erstmals seit zwanzig Jahren im Garten von Py gefunden. Am 23. 1. 1987 frisch-tot mit Verletzungen (durch Raubwürger?) auf dem Schnee 2m vom Kellerfenster. Bei der Einlieferung in die Zoologische Sammlung der Universität - GH-Paderborn, Abt. Höxter war der Bauch schon in Verwesung begriffen (Weibchen?). Maße nach GERKEN (mdl.): Condylobasallänge 18, Kopf - Rumpf 84,3, Schwanz 40,7, Hinterfuß 13,5, Vorderfuß 7,7 mm.

Hausspitzmaus (Crocidura russula)

Lebendbeobachtungen in größerer Entfernung von Gebäuden und bei der Nahrungsaufnahme wären wichtig.

Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens)

Da die nördlichsten Fundpunkte dieser Art nicht weit von der Südgrenze unseres Kreises liegen, wäre auf mögliche Vorkommen in Gärten, an Dungstätten usw. an warmen Stellen des Diemel- und Wesertales zu achten. Die Gartenspitzmaus ist kleiner als die ähnliche Hausspitzmaus, doch etwas bunter gefärbt.

* Für die Erlaubnis, die beiden Zeichnungen abzudrucken, danken wir Herrn Dr. R. HUTTERER und der Schriftleitung der "Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde".

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Maulwurf (Talpa europaea)

Inzwischen sind die Lücken in unserer Verbreitungskarte geschlossen. Es wäre wichtig zu untersuchen, wie dicht der Maulwurf in verschiedenen Lebensräumen siedelt. Treten fleischfressende Säugetiere als Feinde auf, die Maulwürfe töten, aber möglicherweise liegen lassen? Daß Maulwürfe schwimmen können, sah Py schon vor etwa dreißig Jahren bei einem sommerlichen Starkregen aus der Veranda der Schutzhütte im Vogelschutzgebiet Brenkhausen. Zum Greifen nahe packte ein kräftiges Tier in einer Pfütze, die sich eben gebildet hatte, Regenwürmer, die fluchtartig ihre Röhren verlassen mußten. Es ließ sich durch die Anwesenheit des Beobachters nicht beirren. Unabhängig voneinander sahen zwei Gewährsleute beim Januar-Hochwasser 1987 der Weser Maulwürfe, die sich eilig schwimmend an das Ufer retteten.

Großhufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)

Im Winter 1951/52 führten Schüler Py in eine frei zugängliche Höhle beim "Felsenkeller" am Südausgang von Höxter (ehemalige Brauerei), in der in diesem und in den folgenden Wintern Fledermäuse überwinterten. Immer wieder waren einzelne Großhufeisennasen darunter. Sie waren einwandfrei am Größenunterschied von meist mehreren Kleinhufeisennasen am gleichen Ort zu unterscheiden. (Notizen über diese Beobachtungen gingen später mit meinem Exemplar des "Großen Brohmer" verloren. Py.) Doch sind Aufzeichnungen des ehemaligen Schülers Dietrich WAGENER erhalten, der ab 1956 Fledermäuse zu beobachten begann. "Den nächsten Kontrollgang unternahm ich am 28.1.1957. An diesem Tage fand ich zwei Große Hufeisennasen (Männchen), die, wie die Fledermäuse in diesem Keller stets, für sich allein in kleinen Felsspalten hingen. Ihre Maße entsprachen den von M. EISENTRAUT angegebenen. ... Bei meinem nächsten Besuch, am 16.2.1957, fand ich abermals zwei Große Hufeisennasen ..., diesmal ein Männchen und ein Weibchen. Außer diesen Tieren waren an diesem Tage drei Kleine Hufeisennasen ... und zwei Zwergfledermäuse zu finden. ... Lediglich im Sommer 1959 sah ich in einem (inzwischen vermauerten) Pionierstollen im Bielenberg an einer unerreichbaren Stelle aus einer Entfernung von 3-4 m eine Fledermaus, die ich am Blattaufsatz als Hufeisennase erkannte. Der Größe nach war auch dieses Exemplar mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Große Hufeisennase." (Aus einem Brief an R. FELDMANN vom 18.11.1963.)

Rudolf KNIERIEM hinterließ eine Aufnahme einer schlafenden Hufeisennase aus dem Raum Höxter. Sie war keiner der beiden Arten eindeutig zuzuweisen.

Soweit die Erkenntnisse über die letzte der beiden bisher in Westfalen bekanntgewordenen Fundstellen dieser Art. Vielleicht gibt es doch irgendwo noch Fotografien aus dem Felsenkeller? Er wurde damals von vielen Menschen aufgesucht. Skelettfunde an anderen Stellen des Weser- und Diemeltales sind nicht auszuschließen.

Kleinhufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

In dem Schreiben, das oben auszugsweise wiedergegeben ist, findet sich auch der letzte datierte Hinweis auf die kleinere Art. Das Zeichen in 4122/3 steht für einen Fund vor 1950 mit ungenauen Angaben, ebenso wie bisher schon in 4119/4.

Wasserfledermaus (Myotis daubentoni)

Die Punkte von 1983 umfassen Sommer- und einige Wintervorkommen. Neuer Nachweis in 4520/2.

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Insektenfresser und Fledermäuse

Feldnachweise 1984 bis Januar 1987. Außerdem wurden verwertet ein Brief von D. Wagener, Kirchhain-Ansefahr, und "Die Säugetiers Westfalens" (1984) des Westfälischen Museums für Naturkunde in Münster. Folgende Damen und Herren steuerten Beobachtungen und Funde bei:
GK Eberhard Große-Katthöfer, Höxter; Hi Uwe Hildenhagen, Minden: Kl Adalbert Kleinert, Peckelsheim; Ko Volker Konrad, Holzminden; Kü Dieter Küppers, Dringenberg; La Franz-Josef Laudage, Scherfede: Oy Trixi Gräfin Oeynhausen, Reelsen; Py Kurt Preywisch, Höxter; Sc Ferdinand Schaller, Welda; St. Gerhard Steinborn, Bruchhausen; Sv Rudolf Schellhove, Neuenheerse. Herzlichen Dank!