EGGE-WESER 5(1) 61-63 Herausgegeben im Auftrag des Naturk. Vereins Egge-Weser ... Höxter 1988

Ungewöhnliches aus unserer Pflanzen- und Tierwelt.

Platalea leucorodia

Beobachtungen des Löfflers im deutschen Binnenland sind außergewöhnlich selten. Das verwundert, denn aus ihren Brutgebieten in Europa ziehen diese auffälligen Vögel alljährlich nach Afrika und zurück. Aber die niederländischen wandern die Atlantikküste entlang. Nur im Rheintal treten immer wieder Löffler einzeln oder in Trupps auf (GEBHARDT/SUNKEL 1954). An der Küste der Nordsee streifen holländische Tiere durch die Watten weit nach O bis N. 1962 kam es zu einer gesicherten, aber erfolglosen Brut auf der Insel Memmert (RINGLEBEN 1978).

In Westfalen wurden vor 1969 nur 2 Löffler nachgewiesen, der eine 1854 in der Senne, der andere um 1903 bei Münster. Im folgenden Jahrzehnt kamen drei Tiere zur Beobachtung, alle im Jahre 1969 in den Kreisen Münster, Borken und Arnsberg (PEITZMEIER 1979: 167, 490)

Jetzt kommt der Kreis Höxter dazu. Am 10. September 1987, 16.00 Uhr, sah August Held, Amelunxen, als erster das auffällige Tier in seiner Heimatgemarkung. Am folgenden Tag stocherte es um 7.00 Uhr unter der Nethebrücke nach Nahrung. Das Wasser stand an diesem Tag sehr niedrig. Um 17.00 Uhr wurde der Vogel an der gleichen Stelle von König und anderen wieder beobachtet. Fräulein Susanne Golücke nahm ihn dann mit einer Kleinbildkamera mit einfachem Objektiv auf. Wir wählten aus mehreren gleich scharfen Buntnegativen dieses aus, das sich am besten in Schwarzweiß wiedergeben ließ. Es erhärtet, was mehrere der Beobachter unbeeinflußt von einander schon gesagt hatten: es ist ein Löffler.

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Die Buntvergrößerungen, unter denen auch Flugbilder waren, ließen das Ruhekleid erwachsener Platalea leucorodia leucorodia erkennen, wie in BAUER & GLUTZ beschrieben und PETERSON u. a. abgebildet. Nur erschienen die Füße im Auflicht deutlicher rot.
Die Beobachter sahen und die Bilder zeigten keinen Ring. Dieser Löffler ist also kaum ein Zooflüchtler.

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Nach der Ringfundverteilung der in den Niederlanden und am Neusiedler See beringten Artgenossen kann es sich fast nur um einen Brutvogel aus den Niederlanden handeln (BAUER & GLUTZ: 436). Die vorsichtige Überlegung RINGLEBENS "Die vorliegenden Nachrichten sprechen für ein neuerdings häufigeres Erscheinen als Gastvogel in Niedersachsen. Ob diese Zunahme tatsächlich besteht oder nur auf vermehrter Beobachtungstätigkeit beruht, muß offenbleiben" möchte man beantworten: nicht oder sondern und ist wahrscheinlich. Zumindest an der Ijsselmeerküste siedeln seit Jahrzehnten starke neue Brutkolonien. Und wer könnte sich vorstellen, daß im vorigen Jahrhundert gleich mehrere Amelunxer auf Anhieb einen Löffler erkannt hätten?

Wilfried König und Kurt Preywisch

 

BAUER, K.M. & GLUTZ von BLOTZHEIM, U.-N. - 1966 -
Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 1: Gaviiformes-Phoenicopteriformes - Frankfurt a.M.: Akad. Verlagsgesellschaft. (483 S.)

GEBHARD,L. & SUNKEL, W. - 1954 -
Die Vögel Hessens. - Frankfurt a.M.: W. Kramer. (532 S.).

PEITZMEIER, J. - 1979 -
Avifauna von Westfalen. 2. unveränd. Aufl. m. einem Anhang, - Landesmus. Naturk. Münster 41 (3/4): 1 - Münster (Westf.), 576 S.

PETERSON,R., MOUNTFORT, G. & HOLLOM, P.A.D. - 1965 -
Die Vögel Europas. 7. Aufl. - Hamburg, Berlin: Parey (417 S.)

RINGLEBEN, H. - 1978 -
Platalia leucorodia. In: Die Vögel Niedersachsens. - Natursch. Landschaftspflege Nieders. B-2.1: 92-93. - Hannover.

 

Anschriften des Verfassers:
Wilfried König, Schulstr.(Amelunxen), 3472 Beverungen
Kurt Preywisch, Ansgarstr. 19, 3471 Höxter 1