EGGE-WESER Band 8 Seite 125 1996

Buchbesprechungen

Handbuch der Bodenkunde - Grundwerk.
Von H. P. Blume , P. Felix-Henningsen, W.R. Fischer, H.-G. Frede, R. Horn u. K. Stahr

Loseblatt-Ausgabe, ecomed. Landsberg am Lech 1996. ISBN3-609-72210-X.

Trotz ihres interdisziplinären Charakters gewinnt insbesondere seit den letzten zwanzig Jahren die Bodenkunde als eigenständige Wissenschaft im Gefüge der Naturwissenschaften in immer stärkerem Ausmaße an Bedeutung. Daher ist es zu begrüßen, daß die Verfasser sich die Aufgabe gestellt haben, eine alle Teilbereiche der Bodenkunde umfassende Publikation zu erstellen.

Wie bereits aus dem Inhaltsverzeichnis zu erkennen ist, haben sich die Autoren bemüht, die Vielfalt bodenkundlicher Sachverhalte in einen Zusammenhang zu stellen. Bemerkenswert sind hierbei die Integration neuester Untersuchungsergebnisse sowie die Darstellung der daraus resultierenden Deutungen. Zudem erfährt die Transparenz der jeweiligen Themenbereiche nicht nur durch die stringente Gliederung der Inhalte eine große Unterstützung, sondern auch durch eine Fülle von Abbildungen und Tabellen.

Die Themenwahl erscheint in vielen Belangen breit angelegt und sehr differenziert, ohne daß dabei die Gewichtung der Sachverhalte verloren geht.

Bedauerlicherweise sind grundlegende Themen, vor allem die der jeweiligen Einführung, noch in Vorbereitung. Deshalb ist es nach dem derzeitigen Stand für wenig sachkundige Leser äußerst schwierig, eine Einsicht in die jeweiligen Teilsachverhalte zu erlangen.

Statistiken, Abbildungen und Photographien erleichtern zwar die Erschließung der Inhalte, müssen jedoch zum Teil selbst ausgewertet und interpretiert werden. Insofern wäre es wünschenswert, wenn eine stärkere Einbindung der Untersuchungsergebnisse erfolgt wäre.

Das hohe Niveau der Inhalte im HANDBUCH DER BODENKUNDE erschwert für in der Bodenkunde nicht ausgebildete Leser das Verständnis;

Allgemeinwissen über naturwissenschaftliche Fakten reicht nicht aus. Das Werk zwingt zu einer langwierigen und mühevollen Einarbeitung in das Thema. Bei weniger Sachkundigen kann das zu einem erlahmenden Interesse führen, was Struktur und Inhalt dieses Buches nicht verdienen.

Für Fachkreise ist dieses Werk hervorragend geeignet, zeigt es doch in vielen Belangen die neuesten Erkenntnisse in diesem Wissenschaftsbereich. Daher wird bei Fertigstellung diese Publikation dem Anspruch einer fachlich geschlossen Darstellung gerecht und untermauert die Eigenständigkeit der Bodenkunde innerhalb der Naturwissenschaften.

H. Barth

Thienemann, Johannes: Rossitten - drei Jahrzehnte auf der Kurischen Nehrung

Reprint der Ausgabe Melsungen, Neumann-Neudamm von 1930 (3.Aufl.)- Wiesbaden: Aula-Verlag, 1996 Preis: DM 64,-

Dieses in der Reihe „Klassiker der Ornithologie“ als Reprint erschienene Buch des Begründers der nördlich von Königsberg auf der Kurischen Nehrung gelegenen Vogelwarte Rossitten beschreibt in eindrucksvoller Form den etwa 100 Kilometer langen schmalen sandigen Nehrungsbogen zwischen Ostseeküste und Haff, das Leben seiner Bewohner und die Bedeutung für den Vogelzug und die Vogelforschung.

Zunächst beschreibt Thienemann in anschaulicher Form die Landschaft und das karge Leben der Nehrungsleute, die sich über Jahrhunderte eine Lebensbasis v.a. durch Fisch- und Vogelfang erhalten konnten. Veranschaulicht durch zahlreiche S/W-Fotografien zeichnet er so das Bild einer am Rande Mitteleuropas existierenden kleinen Volksgruppe, wobei er die für Menschen und Tiere extremen (Über-) Lebensbedingungen auf der Nehrung durch eindrucksvolle Erlebnisberichte, aber auch humorvolle Anekdoten aus dem täglichen Miteinander beschreibt.

Im zweiten Teil dieses lesenswerten Buches berichtet er dann über 30 Jahre Vogelzug und Vogelzugforschung an diesem „Nadelöhr" des nordosteuropäischen Vogelzuges. Es sind aber nicht nur die für uns Mitteleuropäer unglaublichen Zahlen durchziehender Vögel (z.B. am 9.0ktober 1924 154.000 und am 11.Oktober 1924 ca. 170.000 Buchfinken), die Thienemann selbst nach vielen Jahren immer wieder in Staunen versetzen, sondern ihn interessiert vor allen Dingen das Woher und Wohin der Vögel, und so beschreibt er die Entwicklung der wissenschaftlichen Vogelzugforschung, die sich wesentlich auf das Beringungsexperiment gründet und infolge seiner jahrelangen Arbeiten auf der Kurischen Nehrung bald internationale Anerkennung fand.

Dieser „Klassiker der Ornithologie“ hat durch die jüngsten Bemühungen verschiedener Naturschutzorganisationen zur Unterstützung und zum Wiederaufbau der Vogelwarte Rybatschy (ehemals Rossitten) eine besondere Aktualität erlangt, und so gehen auch jeweils 5,- DM vom Kaufpreis an diese wichtige Forschungseinrichtung.

D. Horstmann