EGGE-WESER Band 16 Seiten 3-24 2004

Die Tagschmetterlings- und Widderchenfauna des Diemeltales
im Wandel der letzten 150 Jahre1

Thomas Fartmann

1 Einleitung

Die heraus­ragende Bedeutung der Kalk-Halbtrockenrasen-Komplexe als Lebensraum für Tagfalter und Widderchen wird in Mittel­europa von keinem anderen Habitattyp erreicht (vgl. Ebert & Rennwald 1991a, b; Kratochwil & Schwabe 2001, van Swaay 2002). Orchideen­reiche Kalk­mager­rasen zählen darüber hinaus gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL; 92/43/EWG, Der Rat der europäischen Gemein­schaften 1992) zu den europa­weit prioritär zu schützenden Lebens­raum­typen (vgl. Ssymank et al. 1998, Fartmann et al. 2001).

Kalk­magerrasen haben im Diemeltal gegen­wärtig noch eine Ausdehnung, wie sie sonst nahezu nur aus Süd­deutschland bekannt ist (z. B. Schwäbische oder Fränkische Alb [vgl. Quinger et al. 1994, Beinlich & Plachter 1995, Schumacher et al. 1995]). Zugleich stellt das Diemeltal das letzte größere und zu­sammen­hängende Kalk­mager­rasen­ge­biet im Nord­westen Deutschlands dar (s. Abb. 1 in Schumacher et al. 1995). Das Diemel­tal ist bedingt durch die Groß­flächig­keit der Mager­rasen und die Lage im Regen­schatten des nach Westen vorgelagerten Egge­gebirges bzw. Rheinischen Schieferge­birges, trotz der Lage im Norden Deutschlands, durch eine außer­ge­wöhnlich artenreiche Tag­schmetterlings- und Widderchen­fauna ge­kenn­zeichnet (Retzlaff 1973, 1975; Weigt 1982).

Die Magerrasen-Komplexe des Diemel­tales ver­danken ihre Entstehung einer jahr­hundertelangen Nut­zung als Hudelandschaft (Curtze 1850, Siebers 1911, Brökel 1984, Breder & Schubert 1993, Wilke 1996). Für das Diemeltal ist wie für weite Teile Mittel­europas ein dramatischer Rückgang der Mager­rasenfläche in den letzten 150 Jahren zu beobachten (vgl. Quinger et al. 1994, Beinlich & Plachter 1995, WallisDeVries et al. 2002). Die Haupt­ursachen für diese Verluste sind vor allem das Brach­fallen und die Aufforstung der Kalk-Halb­trocken­rasen (vgl. Quinger et al. 1994, van Swaay 2002, WallisDeVries et al. 2002).

Die zu­nehmende Fragmentierung der Kalk­mager­­rasen und die fehlende Nutzung haben einen gravierenden Rückgang vieler Tierarten zur Folge. Dies gilt in besonderer Weise für Tag­schmetterlinge und Wid­derchen (vgl. Bourn & Thomas 2002). Die Arten beider Tiergruppen sind durch eine mehr oder weniger stark aus­geprägte Meta­po­pulations­struktur2 gekenn­zeichnet (C. D. Thomas 1995, Settele & Reinhardt 1999) und somit in besonderer Weise von einer Ver­inselung der Habitate betroffen. Darüber hinaus ist ein hoher Anteil der Taxa auf frühe Sukzessions­stadien an­gewiesen, die aufgrund fehlender Störungen in den Magerrasen zunehmend verloren gehen (J. A. Thomas 1993, Thomas & Morris 1994, Bourn & Thomas 2002).

Aufbauend auf den Ergebnissen einer Dissertation über die Schmetter­lings­ge­mein­schaften des Diemeltales (Fartmann 2002, i. Dr.) soll nachfolgend ein Überblick über die Tagfalter- und Widderchenarten des Diemel­tales sowie deren Wandel im Laufe der ver­gangenen 150 Jahre unter dem Einfluß sich ver­ändernder Nutzungsformen und Klima­bedingungen gegeben werden. Vor dem Hintergrund dieser historischen Analyse werden Vor­schläge für das weitere Management aus schmetterlings­kundlicher Sicht für das Diemel­tal gemacht.

2 Untersuchungsgebiet

2.1 Lage und naturräumliche Charakteristika

Das Untersuchungsgebiet (UG) liegt im nord­rhein-west­fälisch-hessischen Grenzgebiet nord­westlich von Kassel und um­faßt einen ca. 39 000 ha großen, durch­schnittlich 5–10 km breiten Aus­schnitt des Diemel­tales. Die Längs­er­streckung be­trägt ca. 70 km und reicht von der Diemel­tal­sperre bei Helming­hausen im Südwesten bis kurz vor die Mündung der Diemel in die Weser bei Helmars­hausen im Nord­osten (vgl. Abb. 1). Die Meeres­höhe nimmt nahezu kontinuierlich von Südwesten mit über 600 m NN nach Nord­osten auf ca. 100 m NN ab.

Abb. 1: Abgrenzung und Topographie des Untersuchungsgebietes

Der obere, südwestliche Abschnitt des UG liegt bis kurz vor Westheim auf nordrhein-west­fälischem Gebiet (Hochsauer­landkreis), der untere, nordöstliche Teil etwa ab Eber­schütz befindet sich dagegen in Hessen (Landkreis Kassel). Zwischen diesen beiden Orten liegen Teile sowohl auf nord­rhein-west­fälischem (Hoch­sauer­landkreis, Kreis Höxter) als auch auf hessischem Boden (Land­kreis Waldeck-Franken­berg bzw. Kassel).

Aufgrund der starken physio­geo­graphischen, insbeson­dere klimatischen Differenzierung erfolgt eine Unter­teilung des UG in vier Abschnitte. Die Fest­legung der in Abb. 1 dar­ge­stellten Grenzen orientiert sich primär an den Nieder­schlags- und Temperatur­ver­hält­nissen und sekundär an natur­räumlichen Ge­geben­heiten. Von Süd­westen nach Nordosten können unter­schieden werden: das Obere Diemeltal mit einem west­lichen und östlichen Ab­schnitt. Das westliche Obere Diemel­tal umfaßt die hoch­gelegenen Ober­läufe von Diemel und Hoppecke mit den höchsten Nieder­schlä­gen und geringsten Jahres­mittel­temperaturen des gesamten UG.

Weiter flußabwärts an der Diemel folgt das um Marsberg gelegene und bereits deutlich mildere östliche Obere Diemeltal mit niedrigen Jahres­mittel­temperaturen und hohen Niederschlägen.

Das Mittlere Diemeltal umfaßt den um Warburg gelegenen klimatischen Gunst­raum mit relativ geringen Nieder­schlägen und hohen Tem­pe­raturen.

Östlich von Ostheim erstreckt sich beiderseits der Diemel das durch hohe Durch­schnitts­tempera­turen, aber bereits deutlich ansteigende Nieder­schläge gekenn­zeichnete Untere Diemeltal.

Eine zu­sammen­fassende Darstellung wichtiger Charak­teristika der vier Teil­ab­schnitte ist Tab. 1 zu ent­nehmen. Detaillierte Darstellungen zu Geo­mor­phologie, Geologie, Boden, Klima und potentieller natürlicher Vegetation sind in Fartmann (2002, i. Dr.) enthalten.

Tab. 1: Vorherrschende physiogeographische Charakteristika der Teilräume des Untersuchungsgebietes.

2.2 Historische Nutzung

Die historische Kulturlandschaft des Diemeltales des 18. und 19. Jh. war eine offene und waldarme Land­schaft, wie aus Karten oder Texten hervorgeht (Brökel 1984, Brohl 1990, Nitsche & Bultmann 1995, Lucan & Eger 1996). Bis Mitte des 19. Jh. waren die Dörfer umgeben von Acker­fluren mit hofnahen Dung- und abgelegenen Außenfeldern, die im Rahmen der Dreifelder­wirtschaft genutzt wurden (vgl. Budde & Brockhaus 1954). Weiter abseits der Dörfer oder auf flach­gründigen Hängen lagen mit großem Flächen­anteil die Hutungen. Die Wiesen befanden sich vor allem in den Flußauen und waren vermutlich vielfach dem Feucht­grünland zuzuordnen. Die überwiegend lichten Wal­dungen wurden als Hude-, Mittel- oder Niederwälder genutzt. Zu diesem Zeit­punkt dürfte nahezu die gesamte Landschaft einen Lebens­raum für Schmetterlinge dargestellt haben angefangen bei den Wäldern bis hin zu den Acker­flächen.

Zwischen 1830 und 1900 kam es im UG zu der unter dem Namen »Markenteilung«, »Separation« oder »Konsolidation« bekannten Umgestaltung des Besitz­parzellengefüges (vgl. Brökel 1984). Die Allmenden wurden bei gleichzeitigem Ausbau des Wegenetzes zusehends aufgelöst und in Privat­besitz überführt. In den folgenden Jahr­zehnten kam es schrittweise einerseits zur Intensivierung der Landnutzung im über­wiegenden Teil des Offenlandes und andererseits zu geringeren Nutzungs­intensitäten bzw. Umtriebs­zeiten innerhalb des Waldes. Dadurch sank der Anteil an für Schmetterlinge geeigneten Lebens­räumen. Nach dem 2. Welt­krieg waren ver­mutlich der größte Teil des Ackerlandes und auch große Teile des Grünlandes im Diemeltal nur noch von unter­geordneter Bedeutung als Lebens­raum für Schmetterlinge. Die Schwer­punkt­lebens­räume waren zu dieser Zeit sicherlich die trotz rück­läufiger Tendenz aus­ge­dehnten Magerrasen, das magere Grünland, Stein­brüche (die zu dieser Zeit auch neu entstanden) und die noch vorhandenen lichten Wälder. Feuchtes Grünland dürfte bereits damals nur noch eine unter­geordnete Rolle im Diemel­tal gespielt haben.

Die seit dem Beginn des 19. Jh. rück­läufige Ent­wicklung der Magerrasen im Diemeltal läßt sich anhand der Schafbestände im Raum nachvollziehen: Von 1873 bis 1914 ging der Schafbestand in Hessen um 70 % zurück (Wilke 1996). Der Großteil der west­fälischen Schaf­bestände entfiel auf den west­fälischen Kernraum der Schafzucht auf Ostwest­falen (vgl. Gemmeke 1975). Konnten in West­falen im Jahre 1864 noch ca. 636 000 Schafe gezählt werden, so sank der Bestand bis 1927 auf 83 000 Tiere. Sowohl in Hessen als auch in Westfalen erreichte die Schaf­zucht Mitte der 1960er Jahre ihren Tiefpunkt (Gemmeke 1975). Verbunden mit dem Rück­gang der Schaf­bestände ist das Brachfallen großer Teile der Mager­rasen im Die­mel­tal und deren Auf­forstung mit Kiefern (Pinus sylvestris und Pinus nigra) (vgl. Schubert 1989a, Hozak & Meyer 1998). Diese Ent­wicklung hielt bis in die Mitte der 1980er Jahre an.

Seit Ende der 1980er Jahre wurde dem Rückgang der Mager­rasen und den damit korres­pon­dierenden geringen Schaf­beständen im Diemeltal von Seiten des ehren­amtlichen und behördlichen Natur­schutzes entgegen gewirkt. So wurden Ent­buschungs­maß­nahmen durch­geführt, Beweidungs­konzepte erstellt und umgesetzt (Gerken & Meyer 1994, Schubert 1994, Hozak & Meyer 1998). Im Diemeltal stiegen die Schaf­bestände wieder an und die Nutzungs­intensität auf den Mager­rasen nahm zu.

3 Methoden

3.1 Vegetations-Komplexe

Als Komplex werden nachfolgend Flächen gefaßt, in denen ein Vege­tations­typ dominiert und andere typische Kontakt­einheiten mit geringerem Flächen­anteil vor­handen sind. Auf das Beispiel der Kalk­mager­rasen-Komplexe bezogen bedeutet dies, daß neben dem eigentlichen Kalk­mager­rasen (Festuco-Brometea-Gesell­schaften) auch magere Weiden und Wiesen (Molinio-Arrhenatheretea), typische Verbuschungs­stadien (Prunetalia), lichte Wald­be­stände mit Kalk­mager­rasen­vegetation in der Krautschicht oder kleine Stein­brüche zum Komplex gestellt wurden. Die Erfassung der einzelnen Flächen erfolgte in den Jahren 1998–2000. Ins­besondere bei den Kalk­mager­rasen wurde versucht, alle Flächen im UG in Augen­schein zu nehmen. Die Grundlage für die Suche nach den Flächen waren vorhandene Kataster (vgl. HGON 1987, Schu­bert 1989b, Pro­jekt­gruppe Halb­trocken­rasen 1993) oder die Angaben von Gebiets­kennern (Biermann mdl., Hozak mdl., Schulte mdl.). Nach der Abgrenzung im Gelände wurden die Flächen in einem Geo­graphischen In­for­mations­system (ArcView 3.2) digitalisiert und die Flächen­be­rech­nungen durch­ge­­führt. Insbesondere an steilen Hängen ist die tatsächliche Flä­chengröße größer als dies aus zwei­dimensionalen Karten zu ermitteln ist (vgl. auch Bruelheide 1992).

Bei Stein­bruch-Komplexen wurden nur die unbewaldeten Stein­brüche berücksichtigt. Zu den Kalk­stein­bruch-Komplexen sind sowohl die Steinbrüche im Kalk­gestein als auch in basisch verwitternden Diabasen zusammen­gefaßt worden.

3.2 Schmetterlinge

3.2.1 Bestimmung

Die Determination der Schmetterlinge er­folgte, sofern möglich, im Gelände. Zur Be­stimmung diente das Werk von Wyn­hoff et al. (1992). Kritische oder nur anhand der Genitalien zu be­stimmende Arten wurden getötet. In den Fällen, in denen die Art­ansprache nur anhand der Genital­mor­phologie möglich war, dienten SBN (1987, 1997), Ebert & Rennwald (1991a, b), Brock­mann & Thust (1993), Ebert & Lussi (1994), Hofmann (1994) und Feldmann et al. (1999) als Grundlage.

Colias alfacariensis und Colias hyale wurden im Imaginal­stadium aufgrund fließender Übergänge nicht unterschieden (vgl. SBN 1987, Wynhoff et al. 1992). Beide Arten konnten aber anhand von Raupen- bzw. Eifunden und späterer Aufzucht getrennt werden.

Zur Determination der Raupen und Eier standen SBN (1987, 1997), Ebert & Rennwald (1991a, b), Hofmann (1994) und Weidemann (1995) zur Verfügung. Die Benennung der wissenschaftlichen Namen der Arten folgt Karsholt & Razowski (1996). Eine Ausnahme stellt die Gattung Ochlodes dar: hier dient Feldmann et al. (1999) als Grundlage. Für die deutsche Namens­gebung wird auf Ebert & Rennwald (1991a), Ebert & Lussi (1994) und Hofmann (1994) zurück­gegriffen.

3.2.2 Artenbestand und Verbreitung

Die Untersuchungen zum Artenbestand und zur Ver­breitung der Tagschmetterlinge und Widderchen des Diemeltales erfolgten von April 1998 bis Oktober 2000. Hierbei wurden zwei Teilziele verfolgt:

    1. Die Erfassung des Artenbestandes der Offen­land­lebensräume und

    2. die Kartierung der Verbreitung der Arten im Gebiet.

Insbesondere bei Arten, die generell in geringer Dichte fliegen, ist eine seriöse Beurteilung des Arten­be­standes eines Raumes bzw. einzelner Flächen häufig nur durch eine Suche nach Präimaginal­stadien (Eier bzw. Raupen) möglich (vgl. Hermann 1999). Vor diesem Hintergrund erfolgte neben der Be­obachtung von Imagines, wenn möglich, auch oder sogar verstärkt die Suche nach Eiern und Raupen.

Während des Untersuchungszeitraumes wurden alle bekannten und für Schmetterlinge bedeut­samen Offen­land­lebensräume (vgl. Kap. 3.1) mindestens einmal aufgesucht. Nach einer groben Einschätzung des potentiellen Arten­inventars wurden die Flächen gegebenen­falls mehrfach, zu einem für den Nachweis wert­gebender Arten (s. u.) günstigen Zeit­punkt, wieder kontrolliert. Anschließend erfolgte eine erfolgs­orientierte Suche, das heißt, es wurde so lange gesucht, bis ein Nachweis erbracht wurde oder ein Vor­kommen der Art mit hoher Wahr­schein­lich­keit ausgeschlossen werden konnte. Als wertgebende Arten werden hier solche Taxa ver­standen, die im Diemeltal ihre Areal­grenze er­reichen bzw. auf Teilabschnitte des Diemel­tales be­schränkt sind oder eine hohe Ge­fährdungs­einstufung aufweisen (vgl. Fartmann 2002, i. Dr.).

Neben den eigenen Beobachtungen flossen drei weitere Arten in die Be­trachtungen zum Arten­bestand des Diemel­tales ein. So meldet Retzlaff (mdl.) jeweils Einzelnachweise von Melitaea athalia und Nymphalis polychloros seit 1998 aus dem Mittleren Diemeltal. Weigt (schriftl.) gibt Polyommatus bellargus für das Untere Diemeltal aus den Jahren 1979, 1989 und 2001 vom Hölle­berg bzw. Bunten Berg mit Tages­be­ob­achtungen von 2–10 Faltern an. Auf dem Hölle­berg (Angabe von 1979) fehlt die Raupen­nahrungs­pflanze Hippocrepis comosa zumindest gegenwärtig.

Probleme ergeben sich bei einigen alten Funden. Räumlich nicht exakt zuzuordnen sind alte Angaben zu Coenonympha tullia und Cupido argiades. Die Rundfunk-Angabe über den Fund eines Segelfalters aus dem Jahr 1970 im Mittleren Diemeltal gilt als nicht hinreichend gesichert (Retzlaff 1973). Große Probleme bereitet die Pyrgus alveus-Gruppe (vgl. Brockmann 1989, Brock­mann & Kristal 1990). Ohne Belegstücke ist die Zuordnung der Angaben zu einer Art aus dieser Gruppe meist nicht möglich.

4 Ergebnisse und Diskussion

4.1 Heutige Nutzung und Vegetations-Komplexe

Nachfolgend soll auf die aktuelle Ausstattung und Nutzung der für die Tag­schmetterlings- und Widderchen­fauna re­le­vanten Vegetations-Komplexe im Diemeltal eingegangen werden.

Der für die Schmetterlingsfauna mit Abstand be­deut­samste Lebensraumtyp sind die Kalk­mager­rasen-Komplexe. Insgesamt sind aktuell 145 Kalk­mager­rasen-Komplexe mit einer Gesamtfläche von ca. 750 ha im Diemel­tal vorhanden (entspricht fast 2 % der UG-Fläche). Genutzte Flächen überwiegen mit ca. 410 ha (55 % Flächen­anteil) leicht gegen­über brach­liegenden mit etwa 340 ha (45 %). Unter den Nutzungsformen dominiert die Hüte­be­weidung mit Schafen und Ziegen, die sich auf ca. 290 ha erstreckt. Hierbei ist allerdings zu berück­sichtigen, daß ins­besondere auf größeren Flächen einzelne Partien kaum oder nur sehr unregelmäßig beweidet werden. Die Auswirkungen sind häufig denen der Brache ähnlich, und die effektiv beweidete Fläche dürfte deutlich geringer angesetzt werden als es die Werte suggerieren. Eine genaue Quanti­fizierung der exakten Beweidungs­intensität ist für das gesamte UG nicht möglich. Deutlich hinter der Hütehaltung folgt mit einer Fläche von etwa 75 ha (10 % Flächenanteil) die Koppel­haltung von Schafen und insbesondere Ziegen. Von unter­geordneter Bedeutung sind Pferde- und Rinderbeweidung sowie die Mahd als Pflege­maß­nahme.Viele Flächen werden zudem mehr oder weniger regelmäßig mechanisch freigestellt.

Deutliche Unterschiede bestehen sowohl hinsichtlich Anzahl als auch Größe der Komplexe inner­halb der Teilabschnitte des UG. Der Schwer­punkt der Kalk­mager­rasen­verbreitung liegt im Unteren Diemeltal. Dieser Teil des UG ist durch eine große Zahl an Kalkmagerrasen gekenn­zeichnet, die zudem durch ihre Größe auf­fallen. Bei einer Fläche der Kalk­ma­gerrasen-Komplexe von ca. 435 ha machen allein die beiden größten und unmittelbar aneinander grenzenden Komplexe des Hölle- und Stahlbergs bei Langen­thal über 100 ha aus.Darüber hinaus sind weitere fünf Flächen über 20 ha und acht über 10 ha groß. Die Distanzen zu den nächst­gelegenen Magerrasen sind mit meist weniger als 500 m gering. Der Anteil zwischen genutzten und ungenutzten Kalkmagerrasen ent­spricht ungefähr dem Durchschnitt des UG. Intensiv beweidete Flächen haben aber nur einen geringen Flächenanteil.

Das Mittlere Diemeltal weist ebenfalls eine Viel­zahl von Kalkmager­rasen auf, doch sind die Flächen meist erheblich kleiner und stärker isoliert. Die 10-ha-Grenze wird nur von sechs Komplexen knapp über­schritten. Die Gesamt­fläche beläuft sich etwa auf 225 ha. Im Mittleren Diemeltal wird der Großteil der Kalk­mager­rasen genutzt. Die Koppel­haltung ist auf diesen Teilabschnitt des UG und mit geringeren Anteilen auch auf das Untere Diemel­tal beschränkt. Durch eine besonders regelmäßige und groß­flächige Hüte­beweidung ist der Raum um Welda gekenn­zeichnet.

Im Oberen Diemeltal konzentrieren sich die Kalk­mager­rasen auf drei Räume: die Zechsteinkalke um Westheim, die Zech­stein­kalke östlich von Marsberg und die Massen­kalke um Messing­hausen. Die Kalk­mager­rasen-Komplexe des östlichen Oberen Diemel­tales haben eine Ausdehnung von etwa 85 ha, wobei drei Flächen knapp über 10 ha groß sind. Der über­wie­gende Teil der Flächen unter­liegt einer regel­mäßigen Hütehaltung mit Schafen und Ziegen.

Die Gesamtgröße der Kalkmagerrasen-Kom­plexe des westlichen Oberen Diemeltales beläuft sich auf etwa 5 ha. Sieht man von kleineren mit Rindern be­weideten Partien ab, liegen alle Flächen brach. Die Kalk­magerrasen bei Messinghausen sind die höchst­gelegenen des UG mit 380–530 m NN.

Silikatmagerrasen-Komplexe spielen im gesamten UG mit ca. 25 ha nur eine unter­geordnete Rolle. Größere Vor­kommen liegen nur im Oberen Diemeltal, ins­besondere im westlichen Teil. Der über­wiegende Teil der Flächen wird entweder mit Schafen oder mit Rindern beweidet. Eine Besonderheit des Raumes östlich von Marsberg (z. B. Wulsen­berg und Hasen­tal) ist die klein­räumige Ver­zahnung von Silikat- und Kalk­mager­rasen.

Offene Kalksteinbruch-Komplexe nehmen 85 ha im UG ein und sind in allen Teil­ab­schnitten des Unter­su­chungs­­­raumes ver­treten. Beweidung findet in den au­ßer­­­­halb der Kalkmagerrasen-Komplexe liegenden Stein­­­brüchen nicht statt. Die größeren Steinbrüche werden teilweise noch industriell genutzt.

Offene Silikatsteinbruch-Komplexe sind nur im Unteren Diemel­tal mit geringer Flächen­ausdehnung (10 ha) vorhanden. Eine Nutzung erfolgt hier in aller Regel nicht.

Nach den Kalkmagerrasen-Komplexen sind die Magergrünland-Komplexe mit etwa 240 ha der flächen­mäßig bedeutendste Lebens­raumtyp für Schmetterlinge im Diemel­tal. Die Haupt­vor­kommen des mageren Grün­landes liegen im westlichen Oberen Diemeltal. Das Verhältnis zwischen Brachen und be­weideten Flächen ist nahezu aus­ge­glichen.

Wald macht ca. ein Drittel des Unter­suchungs­gebietes aus. Besonders hoch ist der Anteil des Waldes im westlichen Oberen Diemel­tal; ansonsten sind die Wald-Komplexe gleich­mäßig über das Gebiet ver­teilt. Die Wald­bestände sind meist durch eine hohe Deckung der Kronen­schicht gekenn­zeichnet und somit sehr dunkel. Ehemalige Hutungen innerhalb von Wäldern mit noch erkennbarer Hude­wald­struktur treten nur noch kleinflächig auf und sind größten­teils ohne Nutzung. Nicht mehr genutzte ehemalige Buchen­nieder­wälder gibt es in größerer Aus­dehnung im westlichen Oberen Diemeltal bei Messing­hausen. Geschlossene Wälder bieten nur einer geringen Anzahl von Tagfaltern einen Lebens­raum. Selbst die regel­mäßig auf den flach­gründigen Kalkstandorten stockenden und durch viele thermophile Pflanzen­arten ge­kenn­zeichneten Carici-Fageten werden auf­grund des dichten Kronenschlusses kaum von Faltern genutzt (vgl. auch Meineke 1986). Der einzige Waldtyp der im Diemeltal einer Reihe von Tag­faltern einen Lebensraum bietet, sind lichte, mitunter häufig beweidete Kiefern­wälder, die aus Auf­forstungen her­vor­gegangen sind.

4.2 Schmetterlingsfauna im Wandel der Zeit

4.2.1 Arteninventar

In den vergangenen 160 Jahren wurden mindestens 104 Tagfalter- und Widderchen­arten im Diemeltal nach­gewiesen (vgl. Tab. 2). Dies entspricht einem Anteil von etwa 59 % der außerhalb der Alpen in Deutschland verbreiteten Taxa dieser Gruppen (vgl. Naumann et al. 1999, Rein­hardt & Settele 1999). Mit aktuell 72 Arten zählt das Diemeltal zu den arten­reichsten Landschaften im nördlichen Teil Deutsch­lands (vgl. z. B. Hattwig 1993, Binot 1996, Weber & Weidner 1995, Rengels­hausen 1997, Glöckner & Fartmann 2003).

Zwischen den vier Teiluntersuchungs­gebieten bestehen deutliche Unterschiede in der Gesamt­zahl bislang beobachteter Arten: Der mit Abstand höchste Wert liegt für das Mittlere Diemeltal mit 99 Arten vor, gefolgt vom Unteren Diemeltal (75 Taxa), dem Ost- (73) und dem Westteil des Oberen Diemel­tales (46). Die Zahlen sind primär ein Abbild der Erforschungs­intensität in den Teilgebieten des UG; sie sind natürlich auch Hinweis auf die Klimaunterschiede. Nur das Mittlere Diemeltal um Warburg wurde seit der Mitte des 19. Jh. wieder­holt und intensiv untersucht. Die anderen Teilabschnitte sind erst seit den 1970er Jahren (Unteres Diemeltal und Ostteil des Oberen Die­mel­tales) bzw. seit 1998 (Westteil des Oberen Die­mel­tales) Gegen­stand intensiverer Studien. Mit Aus­nahme des Mittleren Diemeltales müssen die Gesamt­arten­zahlen der letzten 160 Jahre deutlich höher angesetzt werden als dies die Zahlen widerspiegeln.

Tab. 2: Liste aller bislang im Diemeltal nachgewiesenen Tagfalter- und Widderchenarten.


Die Tabelle wurde wegen der Dateigröße ausgelagert!

Die aktuellen Artenzahlen der Teilgebiete sind da­gegen ein Ausdruck der Anzahl, Flächengröße, Qualität und Vernetzung der für Schmetterlinge geeigneten Habitate sowie der klimatischen Ver­hältnisse. Mit 60 bzw. 61 Schmetter­lings­taxa liegen das Mittlere und Untere Diemeltal etwa gleich auf. Es folgen der Ost- und Westteil des Oberen Diemeltales mit 53 und 46 Arten. Obwohl die Fläche der Kalk­mager­rasen-Komplexe (wichtigster Lebensraum für Schmetterlinge) mit über 400 ha im Unteren Diemel­tal fast doppelt so hoch ist wie im Mittleren Diemel­tal (vgl. Kap. 4.1) und auch die Einzelflächen deutlich größer und besser vernetzt sind, halten sich die Arten­zahlen in etwa die Waage. Die geringere Flächen­größe und schlechtere Vernetzung der Habitate im Mittleren Diemeltal scheinen zumindest teilweise durch die Klimagunst des Raumes kompensiert zu werden. Darüber hinaus sind im Mittleren Diemeltal mit lichten Aufwuchswäldern und Kahlschlägen Stadien der Waldsukzession vorhanden, die Arten wie Erebia aethiops und Boloria euphro­syne als Lebens­raum dienen und im Unteren Die­mel­tal fehlen. Arten, die auf die Großflächigkeit und gute Vernetzung von geeigneten Habitaten an­gewiesen sind, wie Pyrgus serratulae und Hipparchia semele, beschränken sich dagegen auf das Untere Diemeltal.

Die Abnahme der Artenzahlen vom Mittleren über das östliche und schließlich das westliche Obere Die­mel­tal korrespondiert mit der Ab­nahme der Klima­gunst (höhere Nieder­schläge und geringere Jahres­mittel­tem­pe­ra­turen) sowie der Größe der Mager­rasen.

4.2.2 Artenwandel

Die Entwicklung des Artenbestandes im Diemel­tal kann in verschiedene Phasen eingeteilt werden, die meist auf Ver­änderungen der Land­nutzung und in ab­ge­schwächter Form auf einen klimatischen Wandel zurückzuführen sind: Sehr früh setzte der Rück­gang bzw. das Aus­sterben von Schmetterlingsarten der Feucht­grün­land-Komplexe ein. Arten wie Lycaena hippothoe oder Melitaea diamina, die aufgrund der geringen Ver­breitung von Feucht­standorten immer nur lokal, aber teilweise häufig vorkamen, werden von Uffeln (1908) zum letzten Mal genannt. Für die Ameisen-Bläulinge Maculinea nausithous und Maculinea teleius, für die das Diemeltal die nord­westliche Verbreitungs­grenze darstellte (vgl. Sonnenburg & Kordges 1997), liegen nur zwei Angaben von insgesamt drei Tieren aus Warburg im Jahre 1917 vor (Harkort 1975). Die Raupen­nah­rungs­pflanze Sanguisorba officinalis kommt inzwischen nicht mehr in dem betrachteten Abschnitt des Die­meltales vor (vgl. Sonnenburg & Kordges 1997). Aufgrund der Zerstörung von Feucht­gebieten dürften die vier genannten Schmetterlings­arten bereits zu Beginn des 20. Jh. aus­gestorben sein. Mit deutlichem zeitlichen Abstand – in den 1970er bis 1990er Jahren – folgten die weniger anspruchsvollen Arten Zygaena trifolii und Boloria selene (Retzlaff 1975, Biermann schriftl., Dudler schriftl., Geyer schriftl., Retzlaff schriftl., Weigt schriftl.). Hygrophile Schmetterlings­arten kommen gegen­wärtig nicht mehr im Diemeltal vor.

Zur zweiten Faltergruppe, deren Arten meist nur bis zum Beginn bzw. zur Mitte des 20. Jh. nach­gewiesen werden konnten, zählen Taxa, die im Diemeltal ihre nord­westliche Verbreitungs­grenze erreichten und von jeher sehr selten waren. Aus­sagen über einen direkten Zusammenhang des Arten­sterbens mit der Zerstörung aus­gewählter Lebens­räume bzw. klimatisch bedingten Ver­änderungen sind aufgrund der wenigen An­gaben kaum möglich. Zu diesen nur vereinzelt nach­ge­wiesenen Arten zählen Apatura ilia, Boloria dia und Cupido argiades (vgl. Ad. Speyer 1867, Uffeln 1926 bzw. Tab. 2).

Am stärksten ist der Artenschwund bei den Arten der Magerrasen-Komplexe. Durch den Rückgang der Schaf­beweidung und die Nutzungs­umwandlung der Magerrasen (vgl. Kap. 2.2) starben ehemals verbreitete bis häufige Arten wie Argynnis adippe, Melitaea cinxia oder die Arten des Pyrgus alveus-Komplexes bereits in der ersten Hälfte des 20. Jh. aus (Uffeln 1908, 1926). Die letzten sicheren Nach­weise von Iphiclides podalirius stammen aus dem Jahre 1908 (Uffeln 1908). Bis in die 1970er Jahre konnten sich noch Chazara briseis, Lycaena tityrus, Polyommatus dorylas, Rhagades pruni und Zygaena lonicerae halten. Wenige Jahre später folgten Euphydryas aurinia und Aporia crataegi (vgl. Tab. 2).

Im Zusammenhang mit der Aufgabe der Drei­felder­wirtschaft und des Anbaus der Esparsette (vgl. Kap. 2.2) steht das Aussterben von Polyommatus damon (vgl. auch Reuhl 1972). So schreibt Uffeln noch 1908 (S. 45) über die Art: »mit Vorliebe auf Esparsetten­feldern und sonnigen Berghalden«. Aus der nach­folgenden Zeit gibt es keine Meldungen mehr. Onobrychis viciifolia kommt im Diemeltal aktuell nur an wenigen Stellen und in geringen Beständen vor.

Nach den Arten der Magerrasen ist der größte Artenrückgang bei den Taxa der lichten Wälder (Hude-, Nieder- und Mittelwälder) zu verzeichnen. So reichen die letzten Nach­weise von typischen Arten lichter Wälder wie Coenonympha hero, Glaucopsyche alexis oder Pyronia tithonus bis in das 19. bzw. den Beginn des 20. Jh. zurück (Ad. Speyer 1867, Uffeln 1926). Das Aus­sterben von Satyrium ilicis dürfte ebenfalls auf die veränderte Wald­be­wirt­schaftung und damit den Rückgang lichter Wälder zurück­zu­führen sein (vgl. Hermann & Steiner 2000). Nach Ad. Speyer (1867) war die Art in manchen Jahren häufig. Uffeln (1908) fand Satyrium ilicis bei Welda im Mittleren Die­mel­tal öfter. Danach wurde die Art nicht mehr für das Diemeltal genannt.

Für eine Reihe von Arten ist ein Rückzug aus der kollinen in die submontane Stufe in den letzten 150 Jahren im Diemeltal zu beobachten. Mit Aus­nahme von Erebia medusa waren Adscita statices, Argynnis niobe, Carcharodus alceae, Erebia ligea, Leptidea sinapis/reali, Ly­caena virgaureae und Lasiommata maera im tief­gelegenen Mittleren bzw. Unteren Diemeltal immer schon selten (Ad. Speyer 1867, Uffeln 1908). Argynnis niobe konnte bis zum Beginn des ver­gangenen Jahrhun­derts im Diemel­tal nach­gewiesen werden (vgl. Tab. 2). La­siom­mata maera ist aus dem wärme­begünstigten Mittleren Diemeltal bis 1908 bekannt (Uffeln 1908). Im höhergelegenen Oberen Diemeltal konnte sich die Art dagegen bis 1985 halten (Legge schriftl.). Für die aktuell noch im Gebiet vorkommenden Arten Adscita statices, Carcharodus alceae, Erebia ligea, E. medusa, Leptidea sinapis/reali und Lycaena virgaureae lässt sich eben­falls ein Rückzug in das Obere Diemeltal fest­stellen. In Ab­hängigkeit von der jeweiligen Art dürften mal Veränderungen der Lebensräume und mal klimatische Gründe (Temperaturzunahme; vgl. Parmesan et al. 1999) eine Rolle spielen.

Wie für weite Teile Westdeutschlands liegen die letzten Nachweise von Pontia daplidice im UG lange zurück (s. Brockmann 1989, Brockmann & Hild 1991, Ebert & Rennwald 1991a, Schulze 1995). Uffeln (1908) erwähnt die Art letztmalig für das Diemeltal. Angaben zu möglichen Ursachen für den Rückgang dieser Art macht Brock­mann (1989).

Limenitis populi wurde letztmalig 1986 im Unteren Diemeltal beobachtet (Weigt schriftl.). Nymphalis antiopa konnte 1995 und 1996 erstmals nach langer Zeit wieder im Diemeltal festgestellt werden (Kinkler 1996, Schulze 1996). Die Nach­weise lassen sich durch Ein­flüge nach Nordwest­europa erklären (Schulze 1996); neuere Funde fehlen.

Neben dem auffälligen Rückzug oder Aus­sterben einzelner Arten sind im vergangenen Jahrhundert nachweislich mehrere Arten neu eingewandert. Abgesehen von zwei Exemplaren von Araschnia levana aus dem Mittleren Diemeltal bei Herbsen im Jahre 1867 (Ad. Speyer 1867) ist von einer Besiedlung des Diemeltales durch das Landkärtchen erst ab den 1930er Jahren auszugehen. So führt Uffeln (1908, 1914, 1926) Araschnia levana gar nicht für den Warburger Raum an. Aus den 30er Jahren des 20. Jh. ist für Hessen allerdings eine Ein­­wanderungs­welle nachgewiesen (Reuhl 1973, Brockmann & Hild 1991).

Die ersten Beobachtungen von Zygaena carniolica stammen vom Weldaer Berg (Mittleres Diemeltal) aus dem Jahre 1969 (Retzlaff 1972). Inzwischen tritt das von Südosten eingewanderte Esparsetten-Widderchen in nahezu jedem Meßtisch­blatt-Quadranten auf.

Die ersten Nachweise von Melitaea aurelia stammen vom Scheffelberg im Mittleren Diemeltal aus dem Jahre 1990 (Hozak mdl.). In der Folgezeit hat die Art große Teile des Unteren und Mittleren Diemeltales besiedelt. Auch diese Art ist aus südöst­licher Richtung eingewandert (vgl. Grünwald 1988).

Finke (1998) konnte weiterhin Jordanita subsolana neu für das Diemeltal nachweisen. Durch eigene Suche gelang der Fund von zwei weiteren besiedelten Habitaten. Da ein Nachweis über Imagines sehr schwierig ist, kann die Art vorher durchaus über­sehen worden sein.

Eine Wiederbesiedlung des Diemeltales läßt sich für Aricia agestis belegen. Die Art war zu Beginn des 20. Jh. im Mittleren Diemeltal häufig (Uffeln 1908). Aus den 1970er Jahren werden schließlich nur zwei Einzel­tiere gemeldet (Retzlaff 1981). Für den Zeit­raum von 1980 bis 1995 fehlen Meldungen. Nachdem die Art 1996 durch Gottschalk (schriftl.) im Unteren Diemeltal wiedergefunden wurde, setzte bis zum gegen­wärtigen Zeitpunkt eine rasante Ausbreitung bis in die Randbereiche des Oberen Diemeltales ein (Fartmann et al. 2002). Sowohl bei Melitaea aurelia als auch Aricia agestis dürften die warmen bis heißen Jahre des letzten Jahrzehnts des 20. Jh. ein entscheid­ender Grund für die Nordwest­ausbreitung gewesen sein (vgl. auch Parmesan et al. 1999).

Durch Einzeltiere konnten Zygaena loti im Jahr 1974 (Retzlaff 1975), Polyommatus thersites 1983 (Dudler schriftl.) und Satyrium w-album 1999 (eig. Beob.) neu für das Gebiet nachgewiesen werden.

4.2.3 Aktuelle Verbreitung im Diemeltal

Nachfolgend sollen die Arten näher vorgestellt werden, die in ihrer Verbreitung auf das Mittlere und Untere bzw. das Mittlere Diemeltal be­schränkt sind. Bezüglich der Arten, die nur im Oberen oder Unteren Diemeltal vorkommen, sei auf Fartmann (2002, i Dr.) verwiesen.

Die folgenden 31 Arten (gut 40 % des Arten­in­ventars) kommen gegenwärtig in nahezu jedem Mess­tisch­blatt-Quadranten des Diemeltales vor: Aglais urticae, Anthocharis cardamines, Aphantopus hyperantus, Araschnia levana, Callophrys rubi, Carterocephalus palaemon, Coenonympha arcania, C. pam­philus, Erynnis tages, Gonepteryx rhamni, Inachis io, Maniola jurtina, Melanargia galathea, Ochlodes sylvanus, Papilio machaon, Pararge aegeria, Pieris brassicae, P. napi, P. rapae, Polygonia c-album, Polyom­matus icarus, Pyrgus malvae, Spialia sertorius, Thy­melicus acteon, T. sylvestris, Vanessa atalanta, V. cardui, Zygaena carniolica, Z. filipen­dulae, Z. purpuralis und Z. viciae.

Arten des Mittleren und Unteren Diemeltales

Mit Aricia agestis, Lasiommata megera, Maculinea arion, M. rebeli, Melitaea aurelia und Satyrium spini sind Arten zusammengefaßt worden, die auf das sommer­warme und winter­milde Mittlere und Untere Diemel­tal beschränkt sind (vgl. Abb. 2 und 3). In aller Regel handelt es sich um Arten, denen auch in der Literatur eine Präferenz für Wärme­gebiete be­scheinigt wird (vgl. Ebert & Rennwald 1991a, b; Weidemann 1995). Bei einigen der Arten dürfte darüber hinaus der Flächen­ausdehnung und Vernetzung der Habitate eine zusätzliche Bedeutung für das Verbreitungsbild zukommen. Wie aus der hohen Anzahl von Arten in dieser Gruppe ersichtlich wird, stellt die Grenze zwischen dem Oberen und Mittleren Diemeltal auch eine markante faunistische Scheide­linie dar. Vier der fünf Arten dieser Gruppe erreichen im Diemeltal ihre nord­westliche Areal­grenze (vgl. Fartmann 2002, i. Dr.). Nur Lasiommata megera kommt über das Diemeltal hinaus weiter westlich vor. Der Verbreitungs­schwer­punkt der genannten Arten liegt allerdings im Unteren Diemel­tal mit den großflächigen und in enger räum­licher Nähe stehenden Kalkmagerrasen.

Maculinea arion und Lasiommata megera kamen bis Mitte der 1970er bzw. 1980er Jahre auch im Oberen Diemel­tal bei Marsberg vor (Weigt schriftl., Legge schriftl.). Maculinea arion stellt im Diemel­tal – wie auch in weiten Teilen West- und Nordeuropas – hohe Ansprüche an ein trocken-heißes Mikroklima (vgl. z. B. J. A. Thomas 1995, 1996; J. A. Thomas et al. 1998). Diese Bedingungen sind nur auf kurzrasigen und somit intensiv beweideten Kalk­mager­rasen erfüllt. Die Ursache für dasAussterben von Maculinea arion in den Marsberger Triftendürfte vor allem in der unregel­mäßigen bzw. fehlenden Nutzung in den 1980er Jahren liegen.

Nur für wenige Arten ist der Rückgang im Die­meltal so deutlich dokumentiert wie für Maculinea arion. Die Art ist von vielen ehemaligen Flug­plätzen – insbesondere im Mittleren Diemeltal – verschwunden (vgl. Uffeln 1908, Retzlaff 1973). Teilweise wurden die Habitate aufgeforstet (z. B. Schalks­tal bei Welda) oder es gab Nutzungspausen (z. B. west­fälischer Teil des Ibergs bei Welda). Sechs der zehn aktuellen Vorkommen werden als Hutung bzw. Koppel intensiv beweidet. Die übrigen Hänge sind sehr steil und schotterreich (größtenteils Gentiano-Koelerietum typicum in der schotter­reichen Ausbildung) und weisen trotz fehlender Nutzung nur eine geringe Sukzessions­schwindig­keit auf.

Über den Rückgang von Lasiommata megera kann nur spekuliert werden. Von hoher Bedeutung scheint für die Art eine reich strukturierte Landschaft mit magerem Grünland und Magerrasen, Felsklippen, Zäunen, Erdanrissen und offenen Bodenstellen zu sein (vgl. auch Dennis 1983a, Weidemann 1995). Diese Bedingungen werden im Unteren Diemeltal mit seinen extensiv genutzten Kalk­mager­rasen noch recht gut erfüllt, wohin­gegen im Mittleren Diemeltal die Landschaft weniger klein­teilig strukturiert ist und auch Magerrasen einen geringeren Anteil einnehmen.

Satyrium spini ist in den Kalkmagerrasen mit häufigerem Vorkommen der Wirtspflanze Rhamnus cathartica (verbuschtes Gentiano-Koelerietum, Prunetalia-Gesellschaften) vom Unteren bis ins Mittlere Diemel­tal bei Welda zu finden. Ein Rück­gang kann im Vergleich mit alten Daten ausge­schlossen werden (z. B. Ad. Speyer 1867, Uffeln 1908). Eine Aussage über die Zunahme der Art kann nicht gemacht werden, da die Nachweis­wahr­schein­lichkeit in der eigenen Studie vor allem aufgrund der Raupen­suche deutlich höher ist.

Das heutige Verbreitungsgebiet von Aricia agestis im Diemeltal dürfte genauso groß oder größer sein, als dies vor 100 bzw. 150 Jahren der Fall war (vgl. Ad. Speyer 1867, Uffeln 1908). Die Art besiedelt vor allem Kalk­magerrasen (Gentiano-Koelerietum tri­folietosum und typicum) mit Vorkommen von He­li­an­themum nummularium ssp. obscurum, aber auch magere Weiden (Lolio-Cynosuretum) oder Stein­brüche und Schlagfluren mit Geranium-Arten. Im Gegensatz zu Melitaea aurelia werden auch kleinste und stark isolierte Flächen besiedelt.

Melitaea aurelia tritt vor allem in groß­flächigen Kalk­mager­rasen auf. Die Schwer­punkt­lebens­räume sind hier das extensiv genutzte und nicht zu stark verfilzte Gentiano-Koelerietum mit viel Plantago media und gutem Blüten­angebot.

Das Siedlungsgebiet von Maculinea rebeli konzentriert sich auf das Diemeltal zwischen Sielen und Liebenau. Biermann (2000) vermutet, daß die Art erst nach 1920 in das Diemeltal um Warburg einge­wandert ist, da Uffeln (1908, 1914, 1926) den Kreuz­enzian-Ameisen­bläuling nicht meldet. Uffelns Exkursionsgebiet endete aber bei Liebenau und Listingen (vgl. z. B. Uffeln 1908), also genau dort, wo die heutigen Populationen beginnen. Es ist somit denkbar, daß die Art seit noch längerer Zeit im Gebiet bodenständig ist. Deutliche Lebens­raum­verluste sind bei diesem Ameisen-Bläuling bislang nicht zu beobachten. Maculinea rebeli besiedelt im Diemeltal verbuschte bis leicht verbuschte Kalk­magerrasen (Gentiano-Koelerietum trifolietosum und typicum) mit Vor­kommen von Gentiana cruciata. Die einzelnen Habitate sind mit­unter sehr klein (deutlich unter 1 ha) und teil­weise stark isoliert.

Arten des Mittleren Diemeltales

Boloria euphrosyne und Erebia aethiops sind in ihrem Vor­kommen ganz auf das Mittlere Diemel­tal beschränkt (vgl. Abb. 4) und erreichen hier ihre westliche bzw. nordwestliche Verbreitungs­grenze Fartmann 2002, i. Dr.). Beide Arten wurden in früherer Zeit vor allem aus den Waldgebieten süd­westlich von Warburg gemeldet (vgl. Ad. Speyer 1867, Uffeln 1908, Retzlaff 1973). Neu sind die Funde von Boloria euphrosyne um Zwergen. Das Vorkommen beider Arten hängt stark von der Form der Wald­bewirt­schaftung ab. Boloria euphrosyne ist auf Bestände mit Viola-Arten über schütter bewachsenem Boden im Wald oder am Waldrand als Larval­habitat ange­wiesen (vgl. Warren & Thomas 1992, Greatorex-Davies et al. 1992). Solche Bedingungen sind vor allem auf Kahl­schlägen realisiert, die im Gebiet allerdings sehr selten sind. Erebia aethiops besiedelt im Diemeltal un­ge­nutzte, reichstrukturierte und lichte Kiefern­wälder des Erico-Pinion (vgl. auch Hölzel 1996) sowie lichte Aufforstungen auf flach­gründigen Kalk­standorten. Sowohl die für Boloria euphrosyne als auch für Erebia aethiops skizzierten Habitate haben in der »modernen« Forst­wirtschaft (sogenannter »naturnaher Waldbau«) keinen Platz, ent­sprechend selten sind die Falterarten im Gebiet. Für beide Arten liegt ein deutlicher Rückgang vor, obwohl dies anhand des Vergleichs der aktuellen und historischen Fundpunkte nicht sofort deutlich wird. In der alten Literatur werden beide Taxa – im Gegensatz zu heute – zumeist als häufig an­gegeben (Ad. Speyer 1867, Uffeln 1908).

5 Vorschläge für das Management

Ergänzend zur aktuellen Nutzung lassen sich zunächst drei Kernforderungen für das weitere Management der Schmetterlingslebensräume im Diemeltal formulieren:

    1. Ausdehnung der genutzten Magerrasen,

    2. Vergrößerung der Fläche extensiv

    3. Öffnung der Wälder.

Die nachfolgenden Ausführungen sind ent­sprechend ihrer Dring­lichkeit als Prioritäten­katalog für das Manage­ment der Schmetterlings­lebens­räume im Diemeltal zu verstehen. Ziel aller Maßnahmen muß es sein, Sukzessions­abläufe immer wieder neu anzukurbeln und eine Re­dynamisierung der Landschaft zu erreichen (vgl. Finck et al. 1998). Für jeden der drei oben genannten Habitat-Komplexe werden Zielarten benannt. Zielarten sind nach Bernotat et al. (2002) die empfindlichsten und schutzbedürftigsten Arten eines Anspruchstyps. Durch Optimierung ihrer Lebensräume werden indirekt an­dere habitat­typische Arten gefördert.

Abb. 2:    Verbreitung von Tagfalter- und Widderchenarten, die in ihrem Vorkommen auf das Mittlere und Untere Diemeltal beschränkt sind (Teil 1). Aktuelle Daten: eig. Erhebungen; historische Daten: s. Fartmann (2002, i. Dr.).

Abb. 3:    Verbreitung von Tagfalter- und Widderchenarten, die in ihrem Vorkommen auf das Mittlere und Untere Diemeltal beschränkt sind (Teil 2). Aktuelle Daten: eig. Erhebungen; historische Daten: s. Fartmann (2002, i. Dr.).

Abb 4:     Verbreitung von Tagfalter- und Widderchenarten, die in ihrem Vorkommen auf das Mittlere Diemeltal beschränkt sind. Aktuelle Daten: eig. Erhebungen; historische Daten: s. Fartmann (2002, i. Dr.).

5.1 Ausdehnung der genutzten Magerrasen

Im gesamten Diemeltal ist eine Vergrößerung der genutzten Magerrasenfläche – sowohl auf Kalk- als auch auf Silikat­untergrund – anzustreben. Besonders dringlich ist dies für die ausgedehnten, teil­weise schon seit Jahrzehnten brachliegenden Kalk­ma­ger­rasen­flächen im Unteren und Mittleren Diemeltal zwischen Haueda und Sielen. Aufgrund des klüftigen Mu­schelkalks und der häufig steilen und südexponierten Hänge ist die Sukzessions­geschwindigkeit zwar gering, dennoch scheint nach dem Aussterben von Chazara briseis Ende der 1970er Jahre bei weiterem Voranschreiten der Sukzession die ebenfalls auf rohboden- und schotterreiche Kalk­magerrasen angewiesenen Arten Hipparchia semele, Maculinea arion und Pyrgus serratulae das gleiche Schicksal zu ereilen. Vordringlich gilt es, die Hänge, die gegenwärtig noch von diesen Zielarten (vgl. Tab. 3) besiedelt werden, wieder in eine Nutzung zu nehmen. Dies trifft auf die Papen­breite, den Sommerberg, den Bunten Berg und den Schwiemelkopf zu. Im nächsten Schritt sind die angrenzenden größeren Mager­rasen ebenfalls in ein Nutzungskonzept zu in­tegrieren.

Tab. 3: Habitat-Komplexe und deren Zielarten im Diemeltal.

Habitat-Komplex Zielarten
Magerrasen, genutzt Hipparchia semele, Maculinea arion und Pyrgusserratulae
Mager­grün­land, extensiv genutzt Erebia medusa
Wälder und Schlagfluren Boloria euphrosyne, Erebia aethiops und E. ligea
Magerrasen, wirtschaftlich nicht sinn­voll nutz­bar Hamearis lucina und Maculinea rebeli
Steinbrüche Hipparchia semele und Plebeius argus

Neben der Restituierung der historischen Nutzung in brach­liegenden Magerrasen ist eine Aus­dehnung der Mager­rasen­fläche auf Kosten von Nadel­holzforsten – insbesondere Kiefernforsten – auf ehemaligen Ma­gerrasenstandorten im gesamten Diemel­tal anzustreben. Dies gilt vor allem für steile, an bestehende Magerrasen angrenzende Südhänge.

Die bevorzugte Form der Nutzung ist die Hüte­haltung mit Schafen (vgl. BUTT 1986, Schumacher 1991, Gerken & Meyer 1994, Beinlich & Plachter 1995, Hozak & Meyer 1998, Dolek 2000). Durch die Hütebeweidung kann in Abhängigkeit von der Hütetechnik ein heterogenes Mosaik von stark und weniger intensiv gestörten Abschnitten geschaffen werden. Die Koppelhaltung sorgt dagegen für eine stärkere Vereinheit­lichung der Struktur. Ist eine Integration der Flächen in ein Hüte­beweidungssystem nicht möglich, ist eine Be­weidung in Koppelhaltung mit Schafen und/oder Ziegen gegenüber der Brache zu bevorzugen. So zählen z. B. die einmal jährlich für zwei bis drei Wochen als Ziegen-/Schafkoppel genutzten Flächen des Wiegen­fußes und des Warmbergs bei Zwergen im Mittleren Diemeltal zu den artenreichsten Schmetterlings­lebensräumen im Diemeltal. Ein Ausfall wertgebender Arten aufgrund der Nutzung ist hier nicht zu beobachten. Weitergehende Ausführungen zur Beweidung von Magerrasen sind der Literatur zu entnehmen (vgl. Schumacher 1991, 1995; Gerken & Meyer 1994, Michels & Woike 1994, Quinger et al. 1994, Woike & Zimmermann 1994, Fartmann & Mattes 1997, Hozak & Meyer 1998).

Schotterreiche Hänge, die als potentielle Habitate der Zielarten Hipparchia semele, Maculinea arionund Pyrgus serratulae in Frage kommen, sind einer scharfen Be­weidung zu unterziehen, um die gewünschte kurzrasige bzw. lückige Struktur zu schaffen (vgl. Quinger et al. 1994). Da aufgrund der ökonomischen Perspektiven für die Schaf­haltung von einer nicht an­nähernd vollständigen Beweidung der Kalkmagerrasen in der Zukunft auszugehen ist und für die Arten der rohboden- und schotterreichen Habitate im Diemel­tal gegenwärtig das höchste Aussterberisiko besteht, ist für das Gros der zukünftig genutzten Flächen eine scharfe Be­weidung zu fordern. Die Gefahr des Aus­sterbens von Arten der Brachflächen (z. B. Argynnis aglaja, Erebia medusa, Maculinea rebeli, Melitaea aurelia) aufgrund zu intensiver Nutzung ist im Diemeltal gegenwärtig nur bei Erebia medusa im Westteil des Oberen Diemeltales gegeben. In den Erebia medusa-Lebens­räumen ist daher auf eine intensive Beweidung zu verzichten (s. u.).

In allen brachliegenden Magerrasen, die einer Nutzung zugeführt werden sollen, sind im Rahmen der Erstpflege mechanische Gehölzbeseitigungen durch­zuführen. Die Gehölze sollten allerdings nicht, wie dies teilweise geschehen ist, auf der Fläche liegen bleiben (jüngst noch am Bunten Berg, Unteres Diemeltal) oder in den Säumen von größeren Gebüsch­-Komplexen angehäuft werden (Dahlberg, Oberes Diemeltal). Zumindest auf größeren Magerrasen spricht nichts dagegen, die Gehölze an ein bis zwei Stellen aufzu­schichten und zu verbrennen.

5.2 Vergrößerung der Fläche extensiv genutzten Magergrünlandes

Nahezu der einzige Lebensraumtyp mit großer Bedeutung für Tagschmetterlinge und Widderchen, bei dem keine deutliche Erhöhung der Nutzungs- und Stö­rungsin­tervalle anzustreben ist, sind die Komplexe des mesophilen Grünlandes. Zunächst gilt es, die Fläche des mageren Extensivgrünlandes im Diemeltal – insbe­sondere im Oberen – auszuweiten. Da die Schmet­ter­lingszönose des Magergrünlandes im Oberen Diemeltal – mit Erebia medusa als Zielart (vgl. Tab. 3) – stark an Brachebedingungen angepaßt ist, sind kontinuierliche Nutzungen zu vermeiden. Regelmäßig ge­hütete Flächen südlich von Rösenbeck (Egge), un­mittel­bar angrenzend an die Metapopulation von Erebia medusa am Sticklenberg, werden von der Mohren­falterart gemieden. Mit dem Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) tritt zudem eine weitere Insektenart am Sticklenberg auf (einziges Vorkommen im Diemel­tal), die empfindlich auf intensive Beweidung reagiert (vgl. Fartmann 1997, Schuhmacher & Fartmann 2003). Der überwiegende Teil der Magergrünland- und Kalk­mager­rasenbrachen um Messinghausen hat ein Alter von 10 bis 15 Jahren. Gegenwärtig scheinen viele noch in einem guten Zustand für Erebia medusa zu sein. Dennoch dürfte mit zunehmendem Alter der Brachen die Qualität für die Art und einige andere gefährdete Taxa der Magergrünlandbrachen durch zu­nehmende Verfilzung geringer werden. Ihre optimale Entfaltung haben die meisten wert­gebenden Arten in jungen Brachen. Um einen Nieder­gang der Falterpopulationen zu verhindern, sind Störungen und Auflockerungen bzw. eine Vernichtung des Streufilzes notwendig. Vor diesem Hintergrund scheint die extensive Nutzung von einem Drittel der Flächen nach dem Ende der Eiphase (ca. 2–3 Wochen nach dem Ende der Flugzeit: Anfang bis Mitte Juli) in jährlich alternierendem Rhythmus geeignet. In Frage kommen sowohl eine Hüte­haltung mit Schafen als auch eine Rinderbeweidung. Unter einer extensiven Beweidung ist eine Nutzung zu verstehen, bei der es aufgrund der Viehdichte und der Auf­triebs­dauer zur Ausbildung einer hetero­genen Vegetations­struktur kommt und nicht zu einheitlich kurz gefressenen Rasen, wie sie z. B. für Hipparchia semele und Maculinea arion wünschenswert sind.

5.3 Öffnung der Wälder

Eine wichtige Ansatzstelle für die Optimierung der Schmetterlings­lebensräume im Diemeltal ist eine Öffnung der Wälder. Dies beinhaltet einerseits die Auflich­tung von Laub- und Kiefernwäldern mit noch vor­han­dener Kalkmager­rasen­vegetation in der Kraut­schicht und den Kahlschlag von Nadel­holz­forsten auf ehemaligen Kalk­magerrasen-Standorten innerhalb von Wald-Komplexen (z. B. Schalkstal bei Welda, Mittleres Diemeltal) anderer­seits. Vorrangiger Handlungsbedarf besteht hier in den Wald­gebieten um Welda, des Eich­holzes und des Quasts mit noch vorhandenen Populationen der Ziel­arten Boloria euphrosyne und Erebia aethiops (vgl. Tab. 3). Als Zielart der Schlagfluren im Oberen Diemeltal ist Erebia ligea zu nennen. Hier sind Optimierungs­maßnahmen um Padberg, Lüchtenberg und Arnstein anzustreben.

Für viele Tagfalterarten im Wald zieht Hochwaldnutzung und die naturnahe Wald­be­wirtschaftung mit Einzel­stamm­entnahme das Aussterben nach sich. Die Auflichtungen und Stör­stellen im Wald sind viel zu klein, um die Ansprüche der Larval- und Imaginal­stadien an Wärme und Nektarangebot zu befriedigen. Warren & Thomas (1992) nennen als Haupt­grund für den Niedergang der Populationen der Wald­schmetter­linge in Großbritannien den Rück­gang der Nieder- und Mittelwald­wirtschaft. Hiermit im Zusammenhang stehend und von gleicher Bedeutung war im Diemeltal sicherlich das Erlöschen der Waldweide (vgl. Kap. 2.2). Neben dem Rückgang der historischen Wald­nutzungs­formen und der Ausbildung von dunklen Hochwäldern kommt in jüngster Zeit der Verzicht auf die Kahlschlag­wirt­schaft hinzu. Die große Bedeutung von lichten Wäldern und Kahlschlägen ist nicht nur für Tag­schmetter­linge und Widderchen nachgewiesen, sondern auch für andere Insekten­gruppen oder Vögel (vgl. Greatorex-Davies & Marrs 1992, Fuller 1992, Bolz 1999, Gatter 2000, Hermann & Steiner 2000).

Sofern möglich, ist in den genannten Gebieten eine Reetablierung von Nieder- und Mittelwäldern (vgl. Warren & Stephens 1989, Warren 1996) oder der Waldweide in aufgelichteten Wäldern anzustreben. Ist dies nicht realisierbar, werden allein durch den Kahlschlag der Nadelholzforsten auf potentiellen Mager­rasen­standorten – auch ohne anschließende Nutzung – Sukzessions­stadien geschaffen, die in der heutigen Landschaft des Diemel­tales selten sind und für Jahre bis Jahrzehnte für viele Schmetter­lingsarten geeignete Bedingungen schaffen (Warren & Stephens 1989). Eine vergleichbare Bedeutung können auch Windwurf­flächen erlangen, wenn sie nicht aufgeforstet werden.

5.4 Entbuschung kleiner oder sehr steiler und somit wirtschaft­lich nicht sinn­voll zu nutzender Magerrasen

Viele Magerrasen sind sehr klein bzw. so steil, daß sie nicht sinnvoll in Be­wei­dungs­systeme zu integrieren sind. Dennoch kommt ihnen teilweise noch eine große Bedeutung als Lebensraum für seltene Falterarten zu. So kommen die Zielarten Hamearis lucina und Maculinea rebeli (vgl. Tab. 3) um Liebenau und Zwergen auf mehreren Kleinst­flächen vor. Hier sind Ent­buschungen durchzuführen und Vergrößerungen der Flächen zumeist auf Kosten von Kiefernforsten anzustreben.

5.5 Auflassen der Steinbrüche

Der überwiegende Teil der nicht mehr genutzten Steinbrüche befindet sich gegenwärtig in einem Sukzessions­zustand, der weitest­gehend den Ansprüchen von Plebeius argus entspricht. Da noch einige Steinbrüche in Betrieb sind, ist auch in Zukunft mit der Schaffung neuer Lebensräume für die Art zu rechnen. Die nördlichsten Vorkommen der Zippammer in Deutschland liegen ebenfalls in offenen Steinbrüchen im Hoppecketal bei Messinghausen. Damit die Zielarten Plebeius argus und auch Hipparchia semele die Flächen nach der Nutzungs­aufgabe aber auch besiedeln können, dürfen diese nicht re­kul­ti­viert und müssen der Sukzession überlassen werden.

5.6 Bestehende Beweidungssysteme und Entbuschungs­maßnahmen

Neben den oben genannten prioritär umzusetzenden Maß­nahmen gilt es zu reflektieren, wie wirksam die bestehenden Beweidungssysteme und die durch­geführten Entbu­schungs­maßnahmen sind. Zunächst kann allen gegenwärtig im Diemeltal stattfindenden Management-Maßnahmen auf den Magerrasen eine positive bis sehr positive Wirkung auf die Schmetter­lings­fauna bescheinigt werden. Dies gilt für Flächen, die in Hütehaltung beweidet werden, die als Schaf- oder Ziegenkoppel sowie als Rinderweide dienen bzw. die gemäht werden. In gleicher Weise trifft dies für die mechanische Gehölzbeseitigung zu. Nur sollte der Gehölzschnitt nicht, wie es teilweise zu beobachten war (s. o.), auf der Fläche verbleiben.

Auch der Einsatz der Freischneide­maschinen im hessischen Teil des Unteren Diemeltales bis hin zum Mittleren Diemeltal bei Zwergen ist zu begrüßen, da die Maschinen neben der Gehölz­beseitigung häufig zu Boden­verwundungen führen, die wiederum für viele Falterarten wichtige Störstellen darstellen (Fartmann 2002, i. Dr.).

Eine weitergehende Optimierung des Beweidungs­systems ist für den Hölle- und Stahlberg anzustreben. Beide Flächen und die umgebenden Magerweiden werden zwar regelmäßig beweidet, die wenig ertrag­reichen Hänge aber weitgehend ausgespart. Zur Stabili­sierung der Bestände der Rohboden­arten Hipparchia semele, Maculinea arion und Pyrgus serratulae ist eine schärfere Beweidung dieser Abschnitte anzustreben.

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Anschrift des Verfassers:

Dr. Thomas Fartmann
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Landschaftsökologie
AG Biozönologie
Robert-Koch-Str. 26
48149 Münster
E-Mail: fartmann@uni-muenster.de


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1 Veränderte und aktualisierte Version des gleichnamigen Artikels aus Irrgeister 2003, 19. Jhg., Heft 1, S. 20–44, unter besonderer Berücksichtigung des Mittleren Diemeltales.

2 Eine Metapopulation besteht aus lokalen Teilpopulationen, die durch Kolonisten in Verbindung stehen und durch immer wiederkehrende Aussterbe- und Besiedlungsprozesse gekennzeichnet sind. Keine einzelne Teilpopulation ist groß genug, um das Überleben der Metapopulation alleine zu sichern.