www.egge-weser-digital.de — Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser 19 (2007) 095-127 hier: 105-107

Jahresbericht 2006 der Landschaftsstation im Kreis Höxter

Bearbeiter: Dr. Burkhard Beinlich (Dipl.-Biol.), Frank Grawe (Dipl.-Geogr.), Sven Mindermann (Dipl.-Agraring.), Uli Wycisk (Dipl.-Ing.), Walter Köble (Dipl.-Geogr.)

5 Gebietsbetreuung/ Betreuung der Landnutzer

Die Zusammenarbeit und Betreuung von Landnutzern in 24 Gebieten konzentrierte sich im Wesentlichen auf:

  • die Abstimmung von Beweidungsterminen hinsichtlich der Pflegeziele sowie weiterer Besonderheiten der Nutzung,
  • Hilfestellung bei der Ermittlung von Flächengrößen und dem Ausfüllen von Flächenverzeichnissen,
  • die Vermittlung der Belange des Naturschutzes (z. B. Schutz der Gelege von Wiesenbrütern),
  • Absprache von Maßnahmen bei Fehlentwicklungen im Gebiet (z. B. Mulchen bei verstärkter Zunahme von Problemarten wie Ampfer und Distel),
  • Mitarbeit bei der Kontrolle der Bewirtschaftsauflagen aus Pacht- und Kulap-Verträgen in enger Abstimmung mit den Fachbehörden.

Die Ergebnisse wurden den Fachbehörden in Form von Fachdatenblättern übermittelt. Der nachfolgende Bericht konzentriert sich exemplarisch auf die Bemühungen der Landschaftsstation, brachliegende wertvolle Offenlandlebensräume wieder in eine Nutzung zu überführen, um den Wert dieser Flächen zu sichern und zu entwickeln.

5.1 Gräunenberg im NSG „Kalkmagerrasen bei Ottbergen und Bruchhausen“

Der Gräunenberg liegt am nördlichen Rand der Ortschaft Ottbergen und gehört zur Stadt Höxter. Er zählt zu den wenigen Kalk-Halbtrockenrasen Ostwestfalens, die seit vielen Jahren extensiv mit Rindern beweidet werden. Am westlichen Rand der 8,2 ha großen Weide liegt angrenzend an die Wohnbebauung eine ca. 5.000 m² städtische Fläche außerhalb der Einzäunung.

Die Landschaftsstation bemühte sich erfolgreich darum, diese Magerrasenfläche, die sich in einem stark verbrachten und verbuschten Zustand befand, in die angrenzende Beweidung einzugliedern. Auf Antrag der Station stellte die Stadt Höxter die Finanzierung der Sachkosten zur Einzäunung der städtischen Fläche aus Ersatzgeldern zur Verfügung.

Alle weiteren notwendigen Arbeiten wurden von der Landschaftsstation selbst geleistet. Der Landwirt nahm die zusätzliche Fläche unter Vertrag und schuf damit die Voraussetzungen, weitere 5.000 m² Kalk-Halbtrockenrasen nachhaltig zu sichern.

5.2 Das „Echeler Bruch“ bei Borgentreich

Die ca. 10 ha großen „Eggel-“ oder „Echelwiesen“ zählen zum Restbestand eines ehemals ausgedehnten Feuchtgebietes im südlichen Kreis Höxter, welches auch das Rietbruch und das Rösebecker Bruch umfasste. Nachdem die Fläche in der Vergangenheit meliorisiert und z. T. zu Acker umgebrochen wurde, lag sie viele Jahre lang brach. In den 1990er Jahren wurde sie vom Land NRW zu Naturschutzzwecken erworben.

Auf Initiative der Landschaftsstation wurde 2004 eine 7,55 ha große Fläche eingezäunt. Ein sich vom nordöstlichen Rand her ausdehnender Schilfgürtel wurde von der Einzäunung ausgenommen.

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Abb. 14: Highland Cattle (Foto: Frank Grawe)

Für die Beweidung der Fläche konnte ein Hobby-Rinderhalter gewonnen werden, der die Rinderrasse Highland Cattle (HC) auf der Fläche einsetzte und mit großem Engagement mithalf, die Fläche Im Heft: Seitenumbruch hier! nutzbar zu machen. Es zeigte sich, dass die Rasse sich ausgezeichnet zur Beweidung dieser Fläche eignet. Neben dem breiten Spektrum der genutzten Futterpflanzen und dem damit verbundenen guten Beweidungsergebnis, kommen die Tiere insbesondere dank ihrer festen Klauen gut mit dem feuchten Niedermoorboden zurecht.

Da mit Übernahme der Fläche die insgesamt bewirtschaftete Fläche die Größe von 4 ha überstieg, wurde der Hobby-Rinderhalter aufgefordert, in die landwirtschaftliche Alterskasse zu wechseln. Vor diesem Hintergrund bat er um den Ausstieg aus seinem Pachtvertrag. Die Landschaftsstation unterstütze dieses Anliegen und bemühte sich intensiv um einen Folgenutzer. Es gelang innerhalb kurzer Zeit, einen anderen Highland-Halter aus der näheren Umgebung für die Bewirtschaftung zu gewinnen, der den Pachtvertrag übernahm.

Auf Vermittlung der Landschaftsstation konnte die naturschutzgerechte Bewirtschaftung der Fläche über bewilligte Mittel des Vertragsnaturschutzes weiter abgesichert werden. Auch der neu gewonnene Pächter beteiligt sich aktiv an der Optimierung der Fläche, deren naturschutzfachliche Wertigkeit sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert hat.

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Abb. 15: Planung des Zaunes im NSG „Albaxer Trift (Karte: Walter Köble)

5.3 NSG „Albaxer Trift“

Das NSG „Albaxer Trift“ grenzt nordwestlich an den Ortsrand von Höxter-Albaxen. In Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden übernahm die Landschaftsstation 2006 die Pflege der Kalk-Halbtrockenrasen-Komplexe innerhalb des 4,83 ha großen, im städtischen Eigentum befindlichen NSG.

Parallel zu den anfallenden kostenintensiven Pflegearbeiten bemühte sich die Landschaftsstation darum, eine Nutzung im NSG zu etablieren. Nach längerer Suche konnte letztendlich ein Heidschnuckenhalter für die Nutzung gewonnen werden, der einen Pachtvertrag mit der Stadt Höxter abschloss. Zusätzlich konnte die Nutzung einer weiteren, nordwestlich in Nachbarschaft zum NSG gelegenen, ca. 1,25 ha großen Extensivgrünlandfläche im Privatbesitz an den Heidschnuckenhalter vermittelt werden. Heidschnucken eignen sich hervorragend zur Bewirtschaftung des NSG „Albaxer Trift“, da es sich um eine Im Heft: Seitenumbruch hier! sehr alte, anspruchslose und widerstandsfähige Rasse handelt, die sich ideal zur Beweidung von Flächen mit geringem Nährstoffangebot einsetzen lässt.

Zur Finanzierung der notwendigen aber kostenintensiven Instandsetzung und Einzäunung konnte die Landschaftsstation einen bestehenden Kontakt nutzen, so dass eine Teil-Entbuschung sowie die Einzäunung zweier offener Teilflächen im NSG ermöglicht wurden. Die zusammenhängenden Gehölzkomplexe innerhalb des NSG wurden bei der Einzäunung nicht berücksichtigt.

5.4 NSG „Wenkenberg“ bei Nieheim

Der Wenkenberg grenzt südlich an die Stadt Nieheim. Im 26 ha großen NSG befand sich ehemals ein größeres zusammenhängendes Areal mit orchideenreichen Kalkmagerrasen. Heute haben sich nur noch Restbestände erhalten. Die Landschaftsstation übernahm in den letzten Jahren die manuelle Pflege einer dieser südlich im NSG liegenden Restflächen, ein ca. 0,8 ha großer Kalk-Halbtrockenrasen, der sich unterhalb einer Aussichtsplattform des Nieheimer Kultur-, Wald- und Landschaftserlebnispfades (Station 6: „Blumengarten“) befindet.

Um die kostenintensive manuelle Pflege so weit wie möglich zu reduzieren, bemühte sich die Landschaftsstation darum, diese sowie eine weiter nördlich gelegene, ca. 1,3 ha große Fläche, die bereits stark verbuscht ist, wieder in eine Nutzung zu überführen. Dazu führte die Landschaftsstation Gespräche mit potentiellen Nutzern, der Stadt Nieheim als Eigentümerin, den zuständigen Fachbehörden sowie dem Forst und bereitete Ortstermine vor.

Die Stadt Nieheim erklärte grundsätzlich ihre Bereitschaft, die Einzäunung der betreffenden Flächen inklusive der dafür zu schaffenden Trasse im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme zu finanzieren. Die Untere Landschaftsbehörde nahm eine Bewertung der vorgeschlagenen Maßnahme und damit die Ermittlung der zu vergebenden Öko-Punkte vor.

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Abb. 16: Einsatz einer Ziegenherde auf einer Magerrasenfläche, hier Schnegelberg bei Dalhausen (s. a. Kap. 4.2, S. 104) (Foto: Frank Grawe)

Für die zukünftige Beweidung der beiden einzuzäunenden Flächen konnte die Landschaftsstation Ziegenhalter als ernsthafte Interessenten gewinnen. Der Einsatz von Ziegen ist insbesondere zur Beweidung der nördlich im NSG gelegenen Fläche hilfreich. Die Landschaftsstation wird sich darum bemühen, zukünftig auch einen Schafhalter, ggf. im Wechsel mit den Ziegenhaltern, für den Erhalt und die Entwicklung der zu beweidenden Kalk-Halbtrockenrasen zu gewinnen. Alle notwendigen Abstimmungsprozesse erfolgten 2006 und schufen die Voraussetzung für die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahme im darauf folgenden Jahr.