www.egge-weser-digital.de — Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser 19 (2007) 128-130

Pflegen statt verwalten: 10 Jahre Naturschutz aktiv

Von Meinolf Sökefeld und Walter Köble

Es gibt Anlässe, zu denen ein Verein sozusagen gezwungen wird, wider die eigene Natur zu handeln. So ein Anlass war der 20. Mai 2007 im Bad Driburger Ortsteil Neuenheerse, als „Naturschutz aktiv“, für seine Pflegeeinsätze bekannt, sein zehnjähriges Vereinsjubiläum feierte.

Zehn Jahre aktiv

Zehn Jahre Naturschutz aktiv heißt: Zehn Jahre harte körperliche Arbeit für den Naturschutz, und das alles wurde ehrenamtlich erbracht. Die Zahlen sprechen für sich, rechnet man nur den regelmäßigen durchschnittlichen jährlichen Zeitaufwand, den die Mitglieder von Naturschutz aktiv für den Naturschutz einsetzen:

Am Künnikenberg bei Neuenheerse:

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Abb. 1: Künnikenberg im Jahr 1996 vor Beginn der Entbuschung durch Naturschutz aktiv (Foto: Meinolf Sökefeld)
  • 110 Tage Winterfütterung
  • 110 Tage Winterfütterung bei Anton Schwarze
  • Schafe klauen schneiden (dreimal pro Jahr)
  • Stetige Kontrolle beim Ablammen der Schafe
  • Zäune reparieren
  • Zäune freischneiden
  • Heuen
  • Stall misten
  • Wasserleitungen kontrollieren
  • Wasser ablassen/füllen
  • Schafe sortieren, vermarkten
  • Behördengänge, Anträge, Versicherung, Berufsgenossenschaft
  • Exkursionen
  • am 24.12. Krippenspiel vor Ort für die Kinder

Das macht allein hier zusammen im Jahr:

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1050 Arbeitsstunden = 131 Arbeitstage bzw. für 1 Person 5,5 Monate Vollbeschäftigung

 

Trockenrasen Dringenberg

Aufwand:

  • 3 Wochen Schafe in Dringenberg, 2-Tages-Kontrolle = 15 Arbeitsstunden/ 120 km
  • 20 Stunden Zaun freischneiden und auf- bzw. abbauen
  • 4 x Schafe transportieren (eintreiben) = 20 Stunden / 32 km
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Abb. 2: Jährlich seit 1983: Betreuung des Krötenzauns an der L 953 (Foto: Meinolf Sökefeld)

des Weiteren:

  • 20 Stunden Exkursionen, Stadtführungen, Nistkästenleerung mit Schulklassen, Teichexkursionen, Obstbaumschnitt-Vorführungen
  • 100 Stunden Krötenleitzaunbetreuung zwischen Dringenberg und Neuenheerse (4 Wochen) – Ca. 2.500 Amphibien pro Jahr. Der Teich wird regelmäßig vom Schwarzstorch besucht.
  • 30 Stunden Versammlungen, Telefonate, Besprechungen
  • 80 Stunden Obstbäume pflanzen (Jahresdurchschnitt, 30 Stück/Jahr)
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Abb. 3: Einsatz bei der Entschlammung des Teichs in Neuenheerse 2000, u. a. M. Marx, M. Sökefeld, O. Wiegard (Foto: Meinolf Sökefeld;)
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Abb. 4: Kopfbaumpflege im Jahr 2003; v. l. St. Tölle, Th. Wanram, M. Sökefeld, M. Marx (Foto: Meinolf Sökefeld)
  • 100 Stunden Obstbäume geschnitten (Jahresdurchschnitt, 35 Stück/Jahr)
  • 35 Stunden bei den Nachpflanzungen Kluswiese ausmähen und nachpflanzen
  • 85 Stunden Naturschutzgebiet „Kuhkamp“ bei Willebadessen mähen und Schnittgut verbrennen bzw. anderer Pflegeeinsatz
  • 70 Stunden Teiche und Feuchtwiesen entbuschen und/oder entschlammen
  • 140 Stunden Kopfbäume gepflegt oder neu gesetzt
  • 25 Stunden Heckenpflege
  • 50 Stunden Maschinenpflege (Motorsensen, -sägen, Einachsschlepper, Rickensäge, Heckenschere)
  • 30 Stunden Wäsche waschen (Ehefrauen)
  • 20 Stunden offizielle Anlässe

Unterm Strich ergibt das im Jahr...

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rund 1950 Stunden, d.h. eine Person wäre das ganze Jahr damit vollbeschäftigt.

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Abb. 5: Arbeit hart, Bild unscharf – Auslichtung am Stockberg 1998; v. l. Dr. G. Bruns, W. Müller, O. Wiegard, M. Marx, St. Tölle (Foto: Meinolf Sökefeld)

Zehn Jahre zurück

Das Jahr 1997 war für den Naturschutz im Kreis Höxter ein denkwürdiges: Nach langen Diskussionen gründeten sich zwei Landschaftsstationen, eine in Borgentreich (Diemel-Weser-Egge), eine in Brakel (Landschaftsstation für den Kreis Höxter). Diese beiden „Biologischen Stationen“ fanden dann im Jahr 2003 als „Landschaftsstation im Kreis Höxter“ wieder zusammen.

Ebenfalls 1997 – und nicht ohne Bezug zu den o. g. Stationsgründungen – reorganisierte sich der Kreisverband Höxter des NABU (Naturschutzbund Deutschland): Einige des Redens und Verhandelns überdrüssige Aktive entschieden sich, nur noch praktischen Naturschutz zu betreiben, und gründeten „Naturschutz aktiv“.
So geschehen am 4. Mai 1997 in der Gasstätte „Zur Scheune“ in Bad Driburg, als Hans Hermann Behre, Dr. Gregor Bruns, Wolfgang Müller, Mathias und Martina Renger, Meinolf Sökefeld und Ottmar Wiegard den Verein aus der Taufe hoben. Anfangs hatte der Verein 32 Mitglieder, zurzeit sind es rund 120 „Naturschutz-Aktive“. Davon bilden M. Sökefeld als 1. Vorsitzender, H.H. Behre und Dr. G. Bruns als 2. Vorsitzende sowie Schriftführerin Petra Böddeker und Kassenwart O. Wiegard den Vorstand.

Der Vereinsstatus musste als Folge deutscher Gründlichkeit in Kauf genommen werden, ansonsten war und blieb „Verwaltung“ und „Bürokratie“ eine Unwort innerhalb der Gruppe, lieber Im Heft: Seitenumbruch hier! traf man sich, um hier einen Magerrasen freizustellen oder dort einen Krötenschutzzaun zu pflegen oder Zäune für die spätere Schafherde zu bauen. Natürlich kamen mit der Zeit auch viele weniger aktive Mitglieder dazu, die aus Zeit-, Alters- oder sonstigen Gründen statt direkt anzupacken lieber ideelle oder finanzielle Unterstützung leisten. Aber viele vom alten Kern sind noch heute „aktiv“ dabei und unbürokratisches Vorgehen zeichnet „Naturschutz aktiv“ seit 1997 aus.

Kindheit auf der Pflegefläche

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Abb. 6: Eingezäunt – junger Mensch und junges Schaf (Foto: Meinolf Sökefeld)

Mit Belustigung verfolgen bei der Jubiläumsveranstaltung einige Teenager, wie sie selbst, nur acht, neun oder zehn Jahre jünger, die Hauptdarsteller in kurzen Einspielfilmen sind, die von der Anfangszeit des Vereins auf der ersten Hauptpflegefläche Stockberg bei Ottbergen berichten.

Auch viele Fotos im Zehnjahresrückblick verdeutlichen, dass ganze Familien mit Naturschutz aktiv groß geworden sind und viele andere Gebiete neben den drei heute wichtigsten – Künnikenberg, Trockenrasen Dringenberg und Kuhkamp – im Laufe der Jahre von „Naturschutz aktiv“ hergerichtet, gepflegt, gerettet wurden.

Feier mit eigener Prominenz

Aber ebenso wie in diesem Bericht die geleisteten praktischen Stunden am Anfang stehen, verbleibt zum Schluss der Verweis auf die obligatorischen Grußworte: Landtagsabgeordneter und „Naturschutz aktiv“-Mitglied seit 1997, Hubertus Fehring grüßte spontan, die Stadt Bad Driburg und der Ortsvorsteher von Neuenheerse grüßten gemeinsam. Beste Wünsche mit kulinarischen Spezialitäten brachte die Landschaftsstation, bei der Albert Boyen, ein weiteres „Naturschutz aktiv“-Mitglied seit 1997, 1. Vorsitzender ist. Anschließend wurde am Künnekenberg mit Blick auf die Schafe gefeiert.

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Abb. 8: Blick 2007 auf den Künnikenberg: Entbuscht und mit Schafstall (Foto: Meinolf Sökefeld)





Anschriften der Verfasser:
 Meinolf Sökefeld
 Walburgastr. 3C
 33014 Bad Driburg

 Walter Köble
 Landschaftsstation im Kreis Höxter e.V.
 Zur Specke 4
 34434 Borgentreich
 koeble@landschafststation-hoexter.com